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21.05.22 - GutsMuths-Rennsteiglauf

Der Rennsteiglauf lebt!

„Diesen Weg auf den Höh'n
bin ich oft gegangen.
Vöglein sangen Lieder.
Bin ich weit in der Welt,
habe ich Verlangen
Thüringer Wald nur nach dir.“

Norbert und ich stehen zum 8. Mal am Start des Rennsteig-Supermarathon; den Refrain des Liedes kann ich auswendig. Ich denke an unser erstes Mal 2012: Das Treffen mit Freunden am Freitag bei der Startnummernausgabe, die Kloßparty im viel zu lauten Festzelt, die Unsicherheit, ob wir so eine Mammutdistanz überhaupt schaffen können. Vieles ist gleich geblieben.

Als wir gestern in unserem Stammhotel eingecheckt haben, war es wie nachhause kommen. Der Weg zum Marktplatz ist kurz und die Startunterlagen gibt es im Gebäude der Stadtverwaltung. Auf den bekannten gelben Starterbeutel wird gleich die Startnummer geschrieben, damit sie als Kleiderbeutel für den Zielbereich nutzbar sind. Das Ticket für den Transferbus vom Ziel in Schmiedefeld zurück nach Eisenach kostet jetzt 15 Euro.

Die Kaffees am Markt und der Bereich vor dem Festzelt sind gut besucht, bekannte Gesichter  allerdings Fehlanzeige. Der Gutschein für die Kloßparty um 17 Uhr befindet sich im Starterbeutel. Wir legen bis dahin noch kurz die Füße hoch.

Der Wetterbericht spricht schon den ganzen Tag von schweren Unwettern; die schwüle Luft lässt Böses ahnen. Auf dem Markt ist es am Abend deutlich voller, auch viele Bekannte sind jetzt da. Weil wir uns lange nicht gesehen haben, gibt es viel zu erzählen. Wegen des ungewissen Wetters zieht es uns ins Festzelt. An der Ausgabe der Klöße ist nichts los und die Helfer sind gut gelaunt. 1800 Thüringer Klöße mit Rotkohl und Gulasch werden heute über den Tresen gehen. Wir haben gerade unsere Plätze eingenommen, als die Musik einsetzt. Die Band „Scheunenfund“ gibt alles. Daher erfolgt weiterer Informationsaustausch an den Tischen nur noch in Gebärdensprache.

 

 
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Während im Zelt Stimmung gemacht wird, beginnt draußen das Gewitter mit Starkregen und Sturmböen, so dass innerhalb von Minuten der Marktplatz unter Wasser steht. Bei der offiziellen Eröffnung des Rennsteiglaufs um 16 Uhr 30 war es ebenso. Oberbürgermeisterin Katja Wolf und SVW-Chef Michael Klostermann nahmen es mit Humor.

Am nächsten Morgen ist der Spuk vorbei. Der Himmel ist klar und frisch, aber nicht kalt. Unter dem Starterbogen zu Füßen der ehrwürdigen Georgenkirche, wo einst Martin Luther predigte, ist etwas weniger los als in den Vor-Corona-Jahren: Man spricht von 1200 Voranmeldern. Der Stimmung tut das allerdings keinen Abbruch. Die Nervosität und Vorfreude der Läufer ist fast greifbar. Norbert und mir geht es ebenso, wir reihen uns hinten ein.

Das Rennsteiglied ist verklungen, pünktlich um 6 Uhr gibt die Oberbürgermeisterin den Startschuss.

Unter dem Jubel der Fans rechts und links an der Karlstraße geht es in gemächlichem Tempo auf die Strecke. Auf dem Karlsplatz laufen wir am Luther Denkmal vorbei durch das Nikolaitor auf die Bahnhofstraße. In einer Kurve befindet sich eine kleine Fanmeile. Daran anschließend führen Serpentinen nach oben. Ein großer abgerissener Ast auf der Straße scheint ein Überbleibsel der vergangenen Unwetter zu sein.

 

 
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Oben biegt die Straße auf einen Waldweg ein. Nach einem kurzen Stau geht es schon weiter. Plötzlich lichtet sich der Wald und bietet einen letzten Blick auf Eisenach in der Sonne. Wer sich umdreht, erkennt das monumentale 33 Meter hohe Burschenschaftsdenkmal. Es ist jenen gewidmet, die im 19. Jahrhundert unter Einsatz ihres Lebens für Einheit und Freiheit in Deutschland eintraten.

Der Weg ist voller Pfützen. Überholmanöver sind daher nicht zu empfehlen. Ich merke schnell, dass es heute gut läuft. Noch sucht jeder sein Tempo, aber ich komme im Feld gut voran. Selbst bergauf kann ich mithalten. Beim Wartburgblick hat sich eine kleine Läufertraube gebildet. Kurzer Fotostopp, so gut habe ich die Burg von hier noch nie gesehen. Bis km 5 ist jeder Kilometer angezeigt, ab jetzt wird nur noch alle 5 km ein Schild stehen.

Am Waldsportplatz bei km 6,4 liegt die erste Getränkestation. Erst gibt es Wasser, dann Cola. Als Profi weiß ich, dass der süße warme Tee ganz hinten auf den letzten Tischen bereitgestellt ist. Äpfel und Bananen stehen in Reih und Glied, appetitlich in Schälchen.

 

 
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500 m weiter an der Hohen Sonne streifen wir kurz die B19 um dann aber sofort wieder im Wald zu verschwinden. Ab jetzt laufen wir offiziell auf dem Rennsteig und haben seit dem Start bereits 200 Hm geschafft.

Das km 10 Schild wird von den Läufern freudig begrüßt. Vor mir läuft Alois, er hat seine Startnummer in eine durchsichtige Prospekthülle gesteckt. Das finde ich eine tolle Idee und muss ihm das auch gleich sagen. Er meint nur, dass dies ein gängiges Verfahren sei, das wohl viele Läufer anwenden. Wieder etwas dazu gelernt.

An der Getränkestation Ascherbrück bei km 12,7 greife ich erneut zum Becher. Norbert kommt von hinten. Er hat Waden- und Knieprobleme und versucht daher mit Stöcken die Strecke zu bewältigen. Dunja trainiert für den Mozart 100 ebenfalls mit Stöcken. Das passt ganz gut, zu zweit rollen sie von hinten das Feld auf.

Die Bergrettungsstation Auerhahn liegt auf einer 657 hohen Anhöhe bei km 15. Die Bergretter sind entspannt und feuern die Läufer an. Nach einem lockeren Downhill geht es über die Straße, kurz auf einen Singletrail, dann auf die Glasbachwiese. Die Wiese ist eher ein Parkplatz. Hier gibt es das volle Verpflegungsprogramm: Äpfel, Bananen, Zitronen, Schmalz- und Butterbrote, liebevoll mit Schnittlauch bestreut, sowie alle Getränke. Und dann natürlich Schleim. Beim Rennsteiglauf gibt es traditionell verschiedene Sorten.

Die folgende Wurzelstrecke leicht bergauf ist fast schon ein Markenzeichen des Rennsteig und auf vielen Bildern zu sehen. Nach einer Straßenüberquerung wird der Weg steinig. Dass ich hier weite Passagen noch laufen kann, gibt mir ein gutes Gefühl. 100 Höhenmeter weiter, an der Hirschbalzwiese bei km 20,6, wird wie immer von drei Herren (die Stelle heißt übrigens Dreiherrenstein) jeder vorbeikommenden Frau ihre aktuelle Platzierung angesagt. Ich bin 189ste. Die Getränkestelle bietet Cola.

An einer lichten Stelle kommt der Wind unangenehm von vorne. Da trifft es sich gut, dass der Läufer vor mir ein angenehmes Tempo anschlägt. Unerwartet wechselt er aber die Spur. Scherzhaft fordere ich ihn auf, den Windschatten für mich beizubehalten. Er lacht: „Da musst Du Dir vielleicht einen Größeren suchen“. Schnell ist ein nettes Gespräch im Gange. Beiläufig erwähnt er, dass er schon zum 47. Mal den Supermarathon bestreitet. Kurz bin ich verblüfft und glaube mich verhört zu haben. Erst jetzt merke ich, dass ich mit Roland Winkler spreche, der 1976 den Rennsteiglauf (damals 76 km lang) in einer Zeit von 5:04 gewonnen hat. Ich bin sprachlos.

Auf den nächsten Kilometern werden wir uns immer wieder treffen, und ich habe Gelegenheit, seine Ausdauer zu bewundern. Er wird kurz vor mir das Ziel erreichen.

Der große Inselsberg ist mit 916,5 m der vierthöchste Berg Thüringens und die zweithöchste Erhebung des Rennsteiglaufs. Mit seinen drei markanten Türmen kann man ihn von fast überall erkennen. Nur nicht, wenn man sich selber auf dem Rennsteig befindet, weil man ja ständig im Wald ist.

 

 
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Der Anstieg erfolgt in Etappen, immer wieder durch kleine Bergabstücke unterbrochen. Unterhalb des Gipfels wird es dann ziemlich steil. Wenn man die Türme sieht, ist man schon fast oben, km 25. Es geht noch über die Kuppe mit der Zeitmessmatte und dann auf der anderen Seite gleich wieder hinunter. Die prächtige Aussicht kann ich aber nicht genießen, denn dazu müsste ich stehen bleiben. Lieber wende ich mich dem Abstieg zu.

Zuerst geht es über hölzerne Treppen -  Achtung, latente Sturzgefahr -  über einen Parkplatz und dann einen steilen asphaltierten Weg hinunter. Auf Grund des starken Gefälles und den ständigen Bodenwellen, heißt es kontrolliert nach unten zu trippeln. Endlich höre ich Musik. Die Verpflegungsstation Grenzwiese bei km 26,8 ist erreicht. Ich greife gleich zu Schleim, obwohl ein Salamibrot auch nicht zu verachten ist.

Bis zur Getränkestation Possenröder Kreuz bei km 33,6 geht es immer wieder rauf und runter. Eine (Gott sei Dank) leicht bergab führende Betonstraße rolle ich genüsslich hinunter. An der VP gibt es Livemusik von den „Rosataler eV“. Gerade macht die Kapelle eine Pause. Schon im Weiterlaufen, höre ich noch die ersten Takte des nächsten Liedes. Den Ohrwurm nehme ich für die nächsten Kilometer mit.

Bis zur Ebertswiese ist es nicht mehr weit, dort ist die Hälfte geschafft. Auf weichem Untergrund wechsle ich zwischen Gehen und Laufen. Höre ich von Ferne nicht schon Musik und Sprecheransagen? Doch, genau: Noch eine letzte Kurve und die prächtige Wiese liegt unter mir. Beschwingt laufe ich den breiten Weg hinunter. Es geht über die Zeitmessmatte und ich werde sofort vom Sprecher namentlich begrüßt.

Die Ebertswiese gilt wegen seiner üppigen Vegetation als die schönste Bergwiese des Thüringer Waldes und ist nach Eberhard, dem ersten Abt von Georgenthal, benannt. Früher trafen sich hier alten Handelsstraßen, die die Messestädte Frankfurt, Nürnberg, Erfurt und Leipzig verbanden. Anfang Juli, wenn die Wiese in voller Pracht erblüht, führt hier auch der Thüringen Ultra vorbei.

Heute sieht es aus wie auf dem Jahrmarkt. An Ständen werden übersichtlich verschiedene Spezialitäten für die Läufer angeboten. Die heißen Brühwürste aus dem Kessel lasse ich liegen, mich zieht es zum Stand mit Schleim. Normalerweise mache ich an diesem schönen, gemütlichen Ort eine Pause. Heute läuft es so gut, dass ich gleich weiter will.

Da sind ja auch Dunja und Norbert schon im Aufbruch begriffen. Ich hätte sie weiter vorne erwartet. Noch ein Becher Tee und ich mache mich auf zur Verfolgung. Mir fallen die vielen Mülleimer auf, die bis oben hin aufgestellt sind. So muss ich meine Getränke nicht schnell hinunterstürzen und kann trotzdem die Becher ordnungsgemäß entsorgen.

Auf dem Glasberg (760 m hoch) kommt der Wind mal wieder von vorne. Im Gespräch mit einem Mitläufer ist es leichter zu ertragen. Bei km 40 geht es für mich perfekt einen längeren Weg bergab. Unten überqueren wir eine Straße, dort liegt die nächste Station „neue Ausspanne“ bei km 41.

Nach einer schnellen Cola und einem Stück Apfel geht es den Berg hinauf. Hinter einer Kurve öffnet sich der Wald und macht einer weiten Wiesenfläche Platz. Wieder im Wald steigen wir erneut höher. Der Weg führt durch lauschigen, dunklen Forst. Hier ist es wirklich schön! Bald wird der Weg aber matschig und einige Pfützen müssen umlaufen werden.

Die VP Neuhofer Wiesen bei km 45,4 liegt idyllisch im Wald. Das DRK Zelt ist umlagert, einige Läufer müssen wohl kleine Probleme behandeln lassen. An den Verpflegungstischen gibt es neben vielem anderen knackige  Würste und Schmalzbrot.

 

 
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Der weitere Weg verläuft durch ein Feuchtgebiet. Rechts und links sieht man Tümpel. Der Wald zeigt sich märchenhaft mit Moosen und Farn; der weiche Weg ist ein Traum. Zwei Wanderer mit Hund und zwei Eseln kommen mir entgegen. Die Huftiere scheinen gemütlich unterwegs zu sein, die Halter würden wohl gerne etwas schneller vorwärts kommen.

Ausgerechnet auf einem steinigen Bergaufstück kommt die Sonne heraus. Schnell komme ich ins Schwitzen. Ansonsten bin ich mit dem Wetter sehr zufrieden. Es ist zwar an der unteren Temperaturgrenze für kurze Hose und Shirt, aber das ist mir gerade recht. Auch jetzt ist die Sonne bald wieder verschwunden.

Ein schmaler Trail zweigt ab, gleich geht es steil hinauf zum Aussichtspunkt Hoher Schorn und auf der anderen Seite wieder hinunter, km 50. An der Getränkestelle Gustav-Freytag-Stein ist es ruhig; auch die Helfer der Bergwacht haben nichts zu tun. Eine große Uhr zeigt 13 Uhr 35. Ich bin gut in der Zeit. Bei meinem ersten Supermarathon wurden wir hier informiert, dass der Sieger eben in Schmiedefeld ins Ziel gelaufen war. Heute ist er bestimmt schon geduscht und ausgeruht.

Bis zum Grenzadler ist es nun nur noch ein Katzensprung. Zweimal überqueren wir die Rollerskatingstraße, die im Sommer den Biathleten und Ski-Langläufern als Trainingsstrecke dient. Für mich das Zeichen, dass es voran geht.

 

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Einen weiteren Laufbericht mit  Bildern
gibt es hier auf Marathon4you.de

 

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Der Grenzadler bei Oberhof bezeichnet eigentlich den mannshohen Grenzstein mit preußischem Adler, der die frühere Grenze auf der Schützenwiese zwischen Preußen und Kurhessen kennzeichnete. Heutzutage ist der Name mit bekannten Wintersportstätten verbunden: Dem Biathlonstadion, einer Rodelbahn, dem Skihang und etwas weiter unten zwei Skisprungschanzen.

Wir werden über die Parkplatzzufahrt zur Skisporthalle geleitet. Die Zeitnahme hier bietet für die Supermarathonläufer die Möglichkeit auszusteigen. Man bekommt trotzdem Urkunde und Medaille. Der anschließende Transfer zum Zielort Schmiedefeld wird vom Organisator bereitgestellt. Moderatoren begrüßen jeden Läufer und sprechen kurze persönliche Worte. Ich bin nun genau 8 Stunden unterwegs.

Norbert ist gerade wieder am Aufbrechen. Fast schon traditionell nutzte ich die Toilettenanlage. Sich mal die Hände zu waschen ist auch nicht verkehrt. Dann greife ich zu Nutellabrot und Brühe. Die wilde Kombi ist genau das, was ich jetzt brauche. Noch ein Schmalzbrot auf die Hand und es geht weiter. Zunächst überquere ich die Straße, wo sich der Einstieg auf den Wanderweg befindet. Hier beginnt neben dem km 55 Schild auch die Kilometrierung für den Halbmarathon, der hier gestartet wurde.

Der Weg führt bergauf. Dann geht es wieder ein langes Stück bergab. Letztes Jahr hatte ich hier Krämpfe und musste mich mühsam bergab kämpfen. Heute lasse ich es locker rollen. Unten befindet sich das Rondell, ein steinerner Obelisk an der Kreuzung der L 3247 mit dem Rennsteig. Der Name Rondell rührt von einem runden Rasenstück, das früher den Obelisken umgab. Wir überqueren die B 247 auf einer futuristischen Bogenbrücke.

Bis zur Getränkestelle Sommerwiese km 58,2 geht es wellig weiter. Ein Sprecher begrüßt die Läufer und macht Stimmung. Hier gibt es dunkles Köstritzer, lecker!

Wir biegen scharf rechts ab. Der breite braune Rennsteig Skiwanderweg führt wie eine Schneise durch den Wald, wellig, tendenziell aber hinunter. Schilder weisen auf die Trennung von Halb-und Supermarathonstrecke hin. Ein Streckenposten sammelt Müll auf. Das km 60 Schild steht laut meiner Uhr bei km 61,5. Die Läufer um mich herum sind schockiert. Aber ich beruhige sie, denn in diesem Fall bin ich sicher, dass meine Messung stimmt.

 

 
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Es geht immer weiter bergauf. Bald haben wir den Gipfel des Großen Beerberges, den höchsten Punkt der Strecke mit 973 m, erreicht. Bei „Plänckners Aussicht“ steht der Fotograf und außerdem haben zwei junge Männer einen Tisch mit Getränken aufgebaut. Nanu, hier ist doch keine VP. Beim genaueren Hinschauen erkenne ich einige hochprozentige Tropfen. Da muss ich doch einen kurzen Zwischenstopp einlegen.

Beschwingt laufe ich bergab, bis der Weg wieder flach wird. Vorne erkenne ich schon wieder einen Fotografen. Er steht genau an einer fiesen Rampe hoch zur Straße, es geht hinüber auf die andere Seite und auf einen netten schmalen Weg. Eine breite Pfütze kann rechts umlaufen werden. Scharf rechts und bergab fliege ich der VP Schmücke (Goldlauter Heidersbach) entgegen, über die Zeitmessung.

Ich erwische das letzte Mettbrot und einen Becher Helles. Essend und trinkend marschiere ich weiter. Ich bin gerade fertig und habe meinen Becher im Mülleimer entsorgt, da geht es erneut über die Straße, km 65. Dahinter liegt mein Lieblingsstück: Ein schmaler wurzeliger Trail parallel zur Straße abwärts.

Ich merke, dass meine Beine allmählich müde sind und muss aufpassen, dass ich nicht stolpere. Auch auf dem folgenden flachen Wanderweg wechsle ich Gehen und Laufen ab. Trotzdem kann ich viele Läufer überholen.

Auch Norbert wandert tapfer. Als es dann richtig bergab geht, kann ich wieder gut laufen. Wir verlassen den Wald auf einem Wiesenweg. Am scharfen Rechtsknick steht ein Rettungswagen mit einem Zelt für die Helfer. Der breite Schotterweg führt zurück in den Wald immer weiter bergab. Hinter einer weiteren scharfen Linkskurve wird der Weg dann flach.

Mit Ausnahme zwei kleiner Gehpausen jogge ich immer noch, denn ich weiß ja, dass der letzte Anstieg noch aussteht, wo natürlich gegangen wird.

Die letzte Getränkestation Kreuzwege/ Bierfleck liegt bei km 69. Da ich nun schon mal bei Bier bin, bleibe ich auch dabei, denn nun ist es nicht mehr weit. Ein breiter Waldweg schlängelt sich sanft nach unten. Jeder Kilometer ist nun markiert. Ich sammle ein paar Geher ein, als ich vor mir den Schmiedefelder Skilift sehe. Die Sonne ist wieder da und Schmiedefeld liegt idyllisch im Tal unter mir.

Die Polizei sichert meinen Überweg über die Straße. Km 72. Jetzt wird es sogar nochmal etwas steiler. Ein Fahrzeug der Bergwacht signalisiert: Achtung scharfe Linkskurve auf einen schmalen Weg. Die letzte kleine Steigung gehe ich hinauf, dann habe ich die ersten Häuser von Schmiedefeld erreicht. Plötzlich höre ich schnelle Schritte hinter mir. Claudia und Peer rennen an mir vorbei. Die beiden hatte ich doch vorhin erst eingesammelt, nun sind sie wieder vorbei. Es geht nochmal an Schrebergärten vorbei.

Anwohner klatschen und motivieren mich. Der Torbogen mit der Weiche für den Zieleinlauf der verschiedenen Wettbewerbe kommt in Sicht. Noch eine Kurve und ich sehe das „schönste Ziel der Welt“. Der Anblick ist gigantisch. Vorne ist der lange Zielkorridor und dann bereits das Zielbanner. Dahinter der großzügige Zielbereich. An den Absperrungen stehen immer noch viele Zuschauer und klatschen und jubeln.

 

 
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Für den Supermarathon ist ein eigener Zielkorridor abgesperrt. Ich genieße die Euphorie der Zuschauer und sogar die Wanderer auf der Nebenspur feuern mich an. Was für ein perfekter Moment. Ich werde angesagt; dann habe ich es geschafft.

Stolz nehme ich meine Medaille in Empfang. Am Getränkestand genehmige ich mir mehrere Becher Apfelschorle. Dann gehe ich zurück zum Zielbogen, um die Emotionen der Finisher zu genießen. Auch Norbert kommt bald ins Ziel. Er hat sich durchgekämpft und es letztendlich heil geschafft.

1045 Läufer haben heute den Supermarathon gefinisht. Frank Merrbach aus Berlin ist schon zum dritten Mal Sieger in 5:19:19, vor dem Schweinaer Sören Becker und Thomas Ungethüm (LG Vogtland). Bei den Frauen siegte die Vorjahresvierte Tina Gebhardt aus Hildesheim in 6:26:57 vor Nicole Keßler (Dresden) mit 6:54:12 und Jana Seel aus Zeil am Main.

Pechvogel des Laufs ist sicher Jürgen Lange, Präsident des Rennsteiglaufvereins. Er war ebenfalls gut für den Supermarathon vorbereitet. Leider hat ihm beim letzten Trainingslauf  in Erfurt ein nicht angeleinter Hund ins Bein gebissen. Gute Besserung!

 

Fazit:

Der Rennsteiglauf lebt! Die vielen begeisterten Mehrfachstarter sprechen da eine deutliche Sprache. Für mich auffallend war aber die hohe Zahl der Erstlinge in jüngerem Alter, mit denen ich sprechen konnte. Sie suchen ihr Ziel nicht im schneller, höher, weiter, sondern bei Bewegung in schöner Natur mit Gleichgesinnten. Dafür ist der Rennsteiglauf genau richtig. Die Strecken sind nicht zu schwer, die Verpflegung super und Party feiern kann man auch.

Sicher werden wir den Einen oder die Andere im nächsten Jahr beim 50. Rennsteig wiedertreffen!

 

Informationen: GutsMuths-Rennsteiglauf
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