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18.10.25 - Altmühltrail

Indian Summer im Altmühltal

Zum 10. Mal in 11 Jahren wird 2025 der Altmühltrail ausgetragen. Corona, was sonst, sorgte für einen Ausfall. Wechselte man bei den ersten beiden Auflagen noch die Orte und Streckenlängen, hat man danach in Dollnstein, im Herzen des Naturparks Altmühltal, eine feste Bleibe gefunden. Die malerische Umgebung mit den beeindruckenden Felsformationen, herbstlich bunten Wäldern und aussichtsreichen Höhen kam bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bereits von Anfang supergut an und so ist man hiergeblieben. Nur die Strecken werden immer wieder optimiert.

Angeboten wird jedes Mal eine Lang- und eine Kurzstrecke. Nach einer kurzfristigen Änderung hat sich die Langstrecke heuer noch auf ca. 29 Kilometer und 680 Höhenmeter erhöht. Die kürzere Variante für Rookies und Familien beinhaltet etwa 10 km und 230 Höhenmeter. Beide Distanzen können sowohl gelaufen als auch gewandert werden.

Nur einen kleinen Haken hat die Geschichte: Auf den Run gibt es auch einen richtigen Run. Will man einmal dabei sein, sollte man den Anmeldetermin gut im Blick haben. Die Läufe sind jedes Mal in Null Komma nix ausgebucht. Für die heurige Auflage hat es genau eine Stunde gedauert, bis alle 700 Startplätze vergeben waren. Trailrunning erfreut sich halt immer größerer Beliebtheit, besonders wenn es in landschaftlich bevorzugten Gebieten ausgetragen wird.

Ganz im Norden von Oberbayern, unweit der Grenzen zu Schwaben und Mittelfranken, liegt Dollnstein am Zulauf des Urdonautales zum heutigen Altmühltal. Eine der beliebtesten Attraktionen im Naturpark ist das Wasserwandern auf Bayerns langsamsten Fluss. Dabei schippert man gemächlich im Kanu über die Altmühl auf einer etwa 120 km langen Bootwanderstrecke. Wir wollen aber natürlich Laufen und dürfen uns deswegen an den Wegen und Trails durch die Landschaft rund um Dollnstein und der Altmühl erfreuen.

Der Startbereich für beide Strecken befindet sich an der Sportanlage am Ortsrand. Sehr positiv, hier gibt es auch eine Vielzahl an Parkplätzen, von denen man in wenigen Minuten fußläufig den Startplatz erreicht. Eine gute Stunde vor dem Start herrscht noch kein großer Andrang auf die Startunterlagen, so ist das im Nu erledigt. Unterwegs sind bereits die Wanderer auf der Langstrecke, sie durften bereits zwei Stunden vor dem Start des Laufes auf die Piste und haben somit 7,5 Stunden Zeit, um die 29 km lange Strecke zu bewältigen.

 

 
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Langschläferfreundlich erfolgt der Start für die Läuferinnen und Läufer auf der Langstrecke um 11.30 Uhr, die Kurzstrecke folgt eine halbe Stunde später. Eine Stunde vorher findet noch ein Kinderlauf auf dem Rasen des Sportplatzes statt. Kinder bis zwölf Jahren sind hier eingeladen bereits in jungen Jahren etwas Altmühltrail-Luft zu schnuppern, aber ohne Zeiten-Stress. Ergebnislisten und Zeitmessung gibt es für sie nicht. Der Luggi läuft voraus und die Kids folgen ihm. Für die Jüngeren sind eine und für die Älteren zwei Runden zu absolvieren, dabei gibt es einige Hindernisse zu überwinden.

Auf der Langstrecke sind heuer 345 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Start. Pünktlich erfolgt der Start im künstlichen Nebel. Nach 100 Metern auf dem Burgsteinweg erreichen wir bereits Füssen, zumindest visuell. Ein Bastler hat sich in seinem Garten eine wunderschöne, originalgetreue Kopie von Schloss Neuschwanstein aus Stein gebaut.

Am Ende der Straße biegen wir durch den Petersturm in den Ort ab. Der Wehrturm ist ein Teil der vollständig erhaltenen Wehrmauer von Dollnstein, die 1490 auf einer älteren Vorgängermauer errichtet wurde. Bei Dollnstein weitet sich das enge Tal der Altmühl zu einem großen Talkessel, in dessen Mitte sich ein langgestrecktes Felsband befindet. Hier entstand im frühen Mittelalter die Burg Dollnstein. Burgstallungen und Burgtor sind bis heute erhalten. Eine Sanierung der Burg wurde ab 2005 eingeleitet und im Rahmen dessen ein Schatz gefunden. Fast 4000 Silbermünzen und diverse Schmuckstücke aus der Zeit um 1370, die es dort auch zu besichtigen gibt. Wir laufen etwas links von der historischen Burganlage entlang.

 

 
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Nach 700 Metern überqueren wir die Altmühl. Durch das Ortszentrum erreichen wir nach anderthalb Kilometern den Ortsrand, wo die flache Einlaufstrecke beendet ist. Es geht bergauf mit den ersten hundert Höhenmetern auf einem wunderschönen Wiesentrail über einen Höhenzug. Auf dem schmalen Trampelpfad kann man nur schwer überholen, so dass das Feld nur hintereinander laufen kann. Überholer müssen sich da was einfallen lassen. Einer ist kreativ und hat sich eine Spur etwas unterhalb am Hang gesucht. Kurz vor mir schert er etwas später wieder in die Schlange ein.

Durch ein Waldgebiet führt unser Kurs runter ins Rieder Tal bis zum Skilift Dollnstein. Im Winter steht hier eine 300 Meter lange Abfahrt zur Verfügung. Wir laufen, oder die meisten hiken am steilen Schlepplift entlang nach oben und auf der anderen Seite des Hangs gleich wieder hinunter. Eine Forststraße führt uns aber postwendend weitere 1,5 km aufwärts. Die Steigung ist hier aber eher mäßig und meist ganz verträglich zu laufen.

Vom höchsten Punkt nach 6,5 km führt uns der Weg ganz sachte über 2 km bergab zum ersten Versorgungspunkt, wegen des üppigen Speisenangebotes Genussstationen genannt. Ein Großteil des Feldes ist schon durch und die haben ganze Arbeit geleistet, so dass neben ein paar Bananenstücken, Trauben und Tomaten nicht mehr viel übriggeblieben ist. Die letzten beißen die Hunde, sagt man. Ich hätte durchaus Appetit auf etwas Deftigeres, wie die versprochene kleine Brotzeit mit Brezeln und Käse gehabt.

 

 
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Etwas oberhalb der Altmühl und der Bahnlinie Ingolstadt-Treuchtlingen führt unser Weg in westlicher Richtung weiter. Nach 9,5 km sind wir genau auf Höhe des in etwa 600 Meter Luftlinie entfernten Burgsteinfelsen. Ich kann in der Ferne viele Menschen beim Aufstieg beobachten. Das werden wohl die Teilnehmer*innen auf der Kurzstrecke sein, die eine ganz andere Streckenführung haben und den Felsen bereits nach 5 km passieren, während für uns noch 15 km bis dorthin zu laufen sind.

In Breitenfurt (Km 12) steht der nächste Aufstieg an. Die folgenden 1,5 km beinhalten wieder 130 Höhenmeter. Auf Asphalt führt uns anfangs noch ein Sträßchen nach oben. Eine Gruppe junger Leute hat es sich am Rand bequem gemacht und unterhält uns mit heißen Rhythmen. Kurz darauf folgt ein Naturweg, der uns tief in den golden leuchtenden Wald führt, wo mittlerweile die Sonne ihren Durchbruch geschafft hat. Indian Summer im Altmühltal würde ich mal dazu sagen. Die Steigung nimmt zu, so packe ich erstmals auch meine Stöcke aus, wenn ich sie schon dabeihabe.

Oben folgen auf den Naturweg wieder Forststraßen und ein flacherer Abschnitt, so verstaue ich meine Stöcke schnell wieder. In etwa genauso lange wie rauf, geht es jetzt auch wieder runter. Auf dem leichten Gefälle kann man es schön rollen lassen. Vor einer Brücke über die Altmühl spuckt uns der Wald wieder aus.

Unmittelbar nach Überquerung geht es unter der Brücke hindurch nach Obereichstätt (Km 16). Am Ortsanfang weist uns eine Skulptur bereits darauf hin, was uns als nächstes erwartet. Wir durchqueren den Skulpturenpark des 2017 verstorbenen Stahlbildhauers Alf Lechner. Er hat sich 1990 hier niedergelassen und das 23.000 Quadratmeter große, ehemalige Hüttenwerk in ein Museum unter freiem Himmel verwandelt. Flankiert von tonnenschweren, mit rostüberzogenen Kunstwerken führt unsere Strecke durch das terrassenförmig angelegte Gelände. Mittendrin liegt eine Stahlgittertreppe, hier müssen wir aufpassen, wurden wir schon vorab gewarnt. Der Skulpturenpark ist kein öffentliches und damit gesichertes Gelände, somit ist das Betreten auf eigene Gefahr. Wirklich gefährlich ist die Treppe natürlich nicht. Auf dem ehemaligen Steinbruch sind über siebzig Skulpturen ausgestellt.

 

 
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Nach dem Genuss der Kunstwerke, folgt die harte Arbeit für Trailrunner. Uns steht der steilste Anstieg des Tages bevor. Der nachfolgende Kilometer auf dem Stadtweg durch den Wald weist durchschnittlich 25 % Steigung auf, dabei sind 130 Höhenmeter zu bezwingen. Gut, dass ich meine Stöcke dabeihabe, auch wenn die Abschnitte, auf denen von Vorteil sind, immer nur kurz sind.

Am Hang entlang führt der Weg zu einer der längsten Holzbänke Deutschlands. Mit einer Spezialsäge wurde die 36,5 Meter lange und gut fünf Tonnen schwere Bank aus einer etwas hundert Jahre alten Douglasie gefertigt. Da hätten wirklich viele Wanderer und Läufer*innen Platz, einige wenige genießen auch die fantastische Aussicht ins Urdonautal, in dem die Farbenpracht des Indian Summer eingezogen ist. Ich verzichte aber auf eine längere Pause, mich treibt der Hunger voran. Einen Kilometer weiter wartet nämlich Genussstation 2. Nach einem spärlichen Frühstück zu Hause, lagen meine Hoffnungen auf den Genussstationen. Nr.1 war schon mal nicht wie erhofft, bin gespannt was die Nächste bringt, die an der Kapelle errichtet ist.

Dieses Mal werde ich nicht enttäuscht, das Angebot ist reichlich. Geräucherte Bratwürste und Käse aus der Umgebung erfreuen mein Herz. Dazu habe ich die Wahl zwischen Gerstensaft leicht und alkoholfrei. Jetzt fühle ich mich deutlich besser.

Für weitere 1,5 km geht es auf dem Silberdistelweg in Hochlage weiter. Vermehrt treffe ich mittlerweile auch auf Wanderer, die die Langstrecke gewählt haben. Wir kommen am Steinbruchgebiet vorbei, man muss zwei Meter aufsteigen, um einen Blick in die Aushubgrube zu bekommen. Nach 19 km geht es auf einem Single Trail wieder gut 100 Höhenmeter runter vom Höhenzug. Auch wenn es hier manchmal eng zugeht, die Walker machen bereitwillig immer schnell Platz, wenn eine Läuferin oder ein Läufer von hinten angebraust kommen, wahrscheinlich haben sie schon ein Ohr dafür.

Die nächsten fast 5 Kilometer verlaufen auf dem Altmühltal-Panoramaweg in etwa hundert Meter Entfernung zur Altmühl. Der komplette Altmühltal-Panoramaweg führt auf 200 Kilometern von Gunzenhausen nach Kelheim quer durch den Naturpark und ist vom Deutschen Wanderverband zertifiziert. Diverse Etappen und Touren werden zur Verfügung gestellt und kann man sich online downloaden. In einem ständigen leichten Auf und Ab laufen wir am Waldrand bis zur nächsten Genussstation. Nach der deftigen Brotzeit bei der vorherigen Station erfreue ich mich jetzt an süßem Gebäck, sozusagen als Nachspeise. Ein Becher Bier passt da für mich auch dazu.

 

 
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Das Highlight beider Strecken ist natürlich der Burgsteinfelsen. Nicht nur optisch macht er richtig was her, ich freue mich auch dass unsere Strecke daneben hochführt. Ich erreiche das Felsmassiv nach etwa 25 km. Der turmartige Felsen ist eines der schönsten bayerischen Geotope. Die markante Form des 45 Meter hohe Felsen wurden durch die Ur-Donau vor etwa 5 Millionen Jahren modelliert. Aktuell kann ich gerade keine Kletterer in der Wand entdecken, aber der Burgsteinfelsen wird seit vielen Jahren unter Sportkletterern gerne frequentiert. 30 Routen in den Schwierigkeitsgraden IV bis IX warten auf die Bergfreunde.

Hier packe ich natürlich wieder meine Stöcke aus, auch wenn sie an manchen Stellen nur suboptimal sind. Mit den Händen könnte man sich wahrscheinlich besser absichern. Ein Mindestmaß an Trittsicherheit und auch Schwindelfreiheit ist schon notwendig, um hier aufzusteigen, aber den wenigsten wird der Aufstieg größere Schwierigkeiten bereiten. Gegenüber des Burgsteinfelsen, an einem Aussichtspunkt auf Höhe seines Gipfelkreuzes, bekommen wir eine herrliche Aussicht geboten. Scheinbar ist gerade ein Kletterer oben angekommen.

Der Aussichtspunkt markiert erst die Hälfte unseres Aufstieges, es geht noch weiter steil nach oben bis zur Kapelle am Burgstein, zwar nicht mehr so ausgesetzt, aber strengt doch gehörig an und ich komme nur langsam voran.

 

 
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Über den breiten Rossrücken führt uns ein Pfad über einen guten Kilometer durch den Wald und schließlich abwärts und wenig später scharf links bis ins Naturschutzgebiet Trockenhänge bei Dollnstein. Magerrasen und Wacholderheiden dominieren hier und die schroffen Felspartien verleihen ihnen ihren typischen Charakter. Ursprünglich waren die Hänge einmal aber komplett bewaldet. Erst durch Waldrodungen in den vergangenen Jahrhunderten und die sich daran anschließende Nutzung durch Schafbeweidung konnten die großflächigen Wiesenflächen entstehen.

Ein Trampelpfad führt uns fast bis ins Tal und Richtung Ziel. Aber zu früh gefreut, zwischendrin gibt es noch einen weiteren, aber nur mehr kurzen Anstieg zu bewältigen. Vor den markanten Felsformationen Dollnsteiner Wand und Dollnsteiner Turm steht ein Helfer und verkündet uns, dass es jetzt aber wirklich nur mehr bergab bis ins Ziel geht.

Am Fuße der Maderfelsen endet unser Trail, wir biegen ab in die Zielgerade und hinein ins Ziel, wo ich vom Sprecher begrüßt werde und direkt eine Medaille von einer jugendlichen Helferin überreicht bekomme. Direkt daneben kann man sich sportlergerecht verpflegen, ich sehe aber viele Finisherinnen und Finisher mit einem hopfenhaltigen Getränk der regionalen Brauerei, finde aber irgendwie nicht die Ausgabestelle.

 

 
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Ich glaube, die neue Langstrecke war länger als bisher alle der zurückliegenden Ausgaben des Altmühltrails. Die Streckenführung hat so ziemlich alles geboten, was es rund um Dollnstein zu sehen gibt und war in Verbindung mit dem Indian Summer eine großartige Gelegenheit, die Region kennenzulernen. Da will ich gerne einmal wiederkommen.

 

 

Informationen: Altmühltrail
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