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13.08.06 - Monschau-Marathon

Versprechen eingelöst

Autor: Klaus Duwe

„…zum Marathon sind alle Weiber fit“

 

Im letzten Jahr bin ich erstmals beim Monschau Marathon gelaufen. Es war kein leichtes Rennen, denn zu der beschwerlichen Strecke mit immerhin 700 HM kamen äußere Bedingungen, die man bei einem Landschaftslauf keinem wünscht. Es war kalt, es regnete in Strömen und auf den Höhen ging der Wind, dass man seine Startnummer festhalten musste. Trotzdem hatte es mir gefallen und ich versprach wieder zu kommen, „wenn die Sonne scheint.“

 

Das schlechte Wetter hatte sich die ganze Woche über ausgetobt, für Sonntag ist trockenes Wetter mit etwas Sonne vorhergesagt. Ungefähr 1800 Läufer, Walker und Wanderer sind angemeldet, davon ca. 1100 Marathonis. „Es waren auch mal 1400“, weiß OK-Chef Udo Schmitz zu berichten, „aber damals gab es noch nicht so viele Veranstaltungen wie heute.“

 

Wenn heute im Urlaubsmonat August in der nördlichsten Eifel, am Ostrand des belgischen Hohen Venn zu einem Marathonlauf, der durch manche schlechte Wege und ständiges Auf und Ab mehr als andere auf die Knochen geht, auch im 30. Jahr des Bestehens noch so viele Leute zusammen kommen, muss schon etwas Besonderes dran sein. Ich will es nicht ergründen, ich will mein Erlebnis nur beschreiben.

 

Schon um 6:00 Uhr herrscht auf dem Schulhof in Konzen, dem 2.000 Einwohner zählenden Vorort des alten Eifelstädtchens Monschau Hochbetrieb. Meist mit Stöcken und Rucksack machen sich die ersten Walker und Wanderer auf den 42 Kilometer langen Eifelkurs. Es hat schon Tradition, dass man sie zu so früher Stunde auf die Strecke lässt, denn man will ihnen die größte Hitze, die es bei der Veranstaltung auch schon mal gegeben haben soll (ich kenne das vom Hörensagen), ersparen.

 

Udo Schmitz, gerade noch mit dem Einweisen von Fahrzeugen beschäftigt, packt jetzt beim Tische und Bänke Aufstellen an. Anschließend ist er am Mikrofon und begrüßt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, heute Mittag moderiert er professionell die Siegerehrung. Was dazwischen ist, weiß ich nicht, da bin ich ja unterwegs auf der Strecke. Ich weiß nur, dass es zum Glück nicht nur beim TV Konzen, sondern bei viele anderen Veranstaltern in Deutschland, Österreich und der Schweiz Leute gibt, die sich so intensiv einbringen und es verstehen, ein ehrenamtliches  Organisationsteam zu führen und zu motivieren und dazu eine Hundertschaft  von Helferinnen und Helfern zu mobilisieren. Dafür herzlichen Dank an dieser Stelle. 

 

Der Weg zur Anmeldung ist, wie alles andere auch, gut ausgeschildert. Die Formalitäten gehen routiniert und ohne Hektik über die Bühne. Es riecht nach Kaffee auf dem Schulhof, gleich ist Frühstück fertig. Fleißige Frauen haben Schnittchen und Waffeln gerichtet. Fast alle sind jedes Jahr dabei. „Wir haben kaum Schwund, zum Marathon sind alle Weiber fit,“ sagt mir eine und klopft lachend ihrer Kollegin auf die Schultern, „Stimmt’s, Elfriede?“

 

Als wir uns auf den kurzen Weg zum Startgelände bei der Kirche machen, ist es noch recht frisch. Mehr als 10 Grad sind es nicht. Aber am Himmel sind blaue Wolkenlücken und jeder glaubt an den guten Wetterbericht. Wieder gibt es Zugläufer für verschiedene Zielzeiten. Staffelläufer (4 x ca. 10 Kilometer) sind erstmals dabei. Pünktlich um 8.00 Uhr fällt dann der Startschuss.

 

 
Auf dem Weg zum Start
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Nirgendwo erlebe ich es, dass ein Läuferfeld in dieser Größe auf einer so schmalen Straße so reibungslos auf die Strecke geschickt wird. Habe ich vorhin die Qualität der Veranstaltung gelobt, gilt dieses Lob der Qualität der Teilnehmer. Die meisten kennen die Strecke von vielfachen Teilnahmen sowieso und wissen, dass am Waldrand ein kurzes Steilstück kommt, wo das Feld meist noch einmal zum Stillstand kommt.

 

 
Monschau
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Dann heißt es rollen lassen. Es geht abwärts ins malerische Monschau. Der Name kommt aus dem Französischen Montjoie und heißt Freudenberg. Etliche Leute stehen in den engen, gepflasterten Gassen mit den alten, Schiefer gedeckten Fachwerkhäusern.  Wir laufen direkt am Roten Hause vorbei, das 1752  der Tuchmacher und Kaufmann Johann Heinrich Scheibler als Wohn- und Geschäftshaus erbaut hatte. Es ist noch heute komplett eingerichtet und als Museum jedem zugänglich.

 

Weiter geht es entlang der Rur und bei ungefähr km 7 haben wir bereits die zweite Verpflegungsstelle erreicht. Es gibt alles, was der Läufer braucht: Wasser, Ultra-Buffer, Tee, Riegel, Bananen und Äpfel. Rechts geht es über die Kluckbachbrücke und dann auf der anderen Seite ein kurzes Stück auf einem schmalen Steig steil nach oben. Auf einem breiten Weg geht es dann moderat steigend weiter, vorbei an der Köhlerklause, einer schönen Rasthütte für Wanderer und Ausflügler.

 

 
Kluckbachbrücke
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Längst ist  die Betriebstemperatur erreicht und die Kühle ist eher angenehm. Die Wege haben etwas durch den vielen Regen der letzten Tage gelitten, sind teilweise etwas matschig und klebrig. Nichts, womit man bei einem Landschaftslauf nicht rechnen würde. Die Bedingungen sind bestens.

 

Bei km 12 im Hölderbachtal wird es jetzt richtig steil. Ein Stück laufe ich noch hoch, dann geb ich’s auf und gehe. Schließlich weiß ich, dass sich das Steilstück ungefähr zwei Kilometer hinzieht. Erst dann geht’s wieder runter und nach 3 Kilometern wartet der nächste Anstieg. Diesmal sind es zwar 4 Kilometer, aber die moderate Steigung auf guter Asphaltstraße ist auch für mich sehr gut zu laufen.

 

 
Kilometer 20
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Wir erreichen bei Kilometer 20 die Hochfläche am Brather Hof an der B 258. Viele Läuferinnen und Läufer werden hier von ihren Angehörigen empfangen und verpflegt. Eine lange Autoschlange steht entlang der Straße. Der Windpark wurde hier nicht zufällig errichtet. Auch heute drehen sich die Räder unermüdlich. Gleich nach der Überquerung der Bundesstraße ist eine Verpflegungsstelle und wenig später ist die Streckenhälfte erreicht.

 

 
Daverkaul
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Weiter geht es in ständigem Auf und Ab durch das Fuhrtsbachtal, durch Wald und Wiesen. Es riecht nach frisch geschlagenem Holz. Umfangreiche Waldarbeiten sind hier im Gange. Die Wege sind arg in Mitleidenschaft gezogen, aber zum Marathon heute bestens präpariert. Zwischenzeitlich überhole ich dauernd Walker und Wanderer, die schwatzend und gut gelaunt unterwegs sind. Ich erinnere mich an meine Volksmarschzeit, wo ich Woche für Woche in einem Pulk von 5 - 6 Marschierern unterwegs war und so an die 1.000 Mal in vielen Ländern die Marathondistanz (und mehr) bewältigt habe.

 

Wir sind im Perlbachtal, Laub- und Nadelwälder wechseln sich mit Viehweiden ab, die meist mit Stacheldraht, Hecken und Büschen eingezäunt sind. Auf einer Teerstraße laufen wir aufwärts zum Gut Heistert (km 26,5) mit einer großen Verpflegungsstelle. Wie überall werden den Läuferinnen und Läufern die Getränke und Obst- und Riegelstückchen entgegen getragen. Bis die Tische erreicht werden, ist jeder schon versorgt. Einfach toll.

 

 
Private Zusatzverpflegung in Kalterherberg
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Bei Kilometer 29 erreichen wir Kalterherberg. Jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin schwärmt von dem Grenzdorf, das offensichtlich aus jeweils nur einer Häuserreihe rechts und links entlang der Kilometer langen Dorfstraße besteht. Schon bei den ersten Häusern geht es los, Bewohner bieten Getränke, Gebäck und Süßigkeiten an und stellen Wasserkübel mit Schwämmen bereit. Bei der doppeltürmigen Pfarrkirche (auch Eifeldom genannt) findet ein Dorffest statt, Musik spielt und die Läuferinnen und Läufer werden lautstark begrüßt.

 

Man könnte im Zick-Zack durch das Dorf laufen und sich rechts und links durchfressen und durchsaufen. „Damit ihr nicht umsonst hier steht,“ sage ich und greife zum wiederholten Male zu Schokolade und Keksen.

 

 
Vennbahn-Viadukt
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Dann geht es links ab und bei den letzten Häusern rechts auf eine leicht abfallende Teerstraße. Die Strecke verläuft jetzt entlang der unkontrollierten Rur, wir passieren die Steinbrücke der alten Vennbahn, Gut Reichenstein und sind dann auf einer Fahrstraße. Es geht unter dem  Vennbahn-Viadukt (km 34) durch, vorbei am  Hotel Leyloch und dann weiter ca. 1,5 Kilometer auf ziemlich steiler Straße  nach Mützenich. „Monschauer Heckenland“ heißt die Gegend hier. Man sieht sofort, woher der Name kommt.

 

Auch den Mützenichern eilt der Ruf voraus, ein lustiges Völkchen zu sein. Entsprechend ist die Verpflegungsstelle bei km 36 ausgestattet. Kölsch gibt’s am letzten Tisch, und die Nachfrage sei groß, versichern die beiden Damen an der „Tankstelle.“

 

 
Mützenich 2 - Empfang durch die LG bei Kilometer 39
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Drei Kilometer geht durch die herrliche Eifellandschaft, dann "streifen" wir Mützenich erneut, diesmal am anderen Ende. Hier ist die LG zu Hause und zeigt das deutlich mit den Trikots, die an einer Leine über der Straße hängen. Mit lautem Geklapper und Jubel werden wir empfangen und nicht ohne den köstlichen Honig probiert zu haben, aus dem Zelt, das die Straße überspannt, entlassen. Gute Laune steckt an, die restlichen Kilometer werden für niemanden  zum Problem.

 

Es geht abwärts zur Rochusmühle und zum Troisdorfer Weiher (km 41). Dann kommt noch einmal ein beschwerliches Stück auf schmalem und rutschigem Pfad hinauf nach Konzen. Oben angekommen, sieht man schon den Kirchturm und hört den Sprecher. Gleich ist es geschafft. Vorbei an der Kirche geht es zum Zieleinlauf. Viele Zuschauer empfangen die Läuferinnen und Läufer. Der Sprecher nennt jeden Finisher beim Namen und würdigt seine Leistung.

 

 
Zieleinlauf in Konzen
© Walter Hubbertz 6 Bilder

Dann gibt es die Medaille und vor der Sparkasse Getränke, Obst und Riegel. Auf der anderen Straßenseite ist man dann mitten drin im größten Trubel. Der Platz vor der Schule hat sich in eine Kirmes verwandelt. Die typischen mobilen Biertresen sind aufgefahren und dicht belagert und beim Verpflegungszelt mit den Spezialitäten stehen die Hungrigen Schlange. Aus dem Pavillon dröhnt gekonnt gespielte Live-Musik. Sogar die Sonne scheint und steigert das Hochgefühl der Finisher und Zuschauer. Wenn nur die lange Heimfahrt nicht wäre ….

 

 
Lecker Essen
© trailrunning.de 3 Bilder

Streckenbeschreibung:

Landschaftlich überaus reizvoller Rundkurs, aber auch anspruchsvoll. Besonders die erste Hälfte es in sich.


Auszeichnung/Starterpaket:

Medaille, Urkunde, T-Shirt


Logistik:

Alles bei der Schule konzentriert: Startnummernausgabe, Duschen, und Kleiderdepot. Parkplätze gibt es ausreichend in unmittelbarer Nähe. Zum Start bei der Kirche sind es ein paar hundert Meter.

 

Verpflegung:

8 Verpflegungsstellen mit Wasser, Tee, Ultra-Buffer, Obst, Brot und Riegel, Wasserschwämme. Dazu viele private Verpflegungsstellen


Zuschauer:

In Monschau, Kalterherberg und Mützenich geht richtig die Post ab. Sonst nur vereinzelt. 

 

Informationen: Monschau-Marathon
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