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GutsMuths-Rennsteiglauf

Rückblick und Vorschau

22.03.23
Quelle: Dr. Hans-Georg Kremer

Der GutsMuths-Rennsteiglauf kann am 13. Mai 2023 seine 50. Auflage feiern. Damit ist er wahrscheinlich der Methusalem unter den Ultra-Marathonläufen in Deutschland, der selbst unter Corona-Bedingungen nur einmal ausfallen musste, dafür aber 2020 ein interessantes virtuelles Angebot realisierte. Unter der Bezeichnung „Rennsteiglauf@Home“ nutzten mehrere tausend Läuferinnen und Läufer, Wanderer und Walker die Möglichkeit, den Rennsteiglauf nicht ausfallen zu lassen. Außerdem wurde bei einer groß angelegten Spendenaktion, mit der die 30 mitorganisierenden Sportvereine unterstützt werden sollten, soviel Geld gesammelt, dass jeder Verein eine „Ausfallsumme“ für seine Sportarbeit bekommen konnte, die erst sonst im Rahmen des Rennsteiglaufs eingenommen hätte.

Der 50. GutsMuths-Rennsteiglauf wird sicher ein Höhepunkt für die „Ultralauf-Szene“ in Deutschland. Bis jetzt liegen für die 73,9km lange „Supermarathon-Strecke“ von Eisenach bis nach Schmiedefeld 2271 Anmeldungen vor. Damit verspricht der Rennsteiglauf ein neues „Nachwende“-Rekordmeldeergebnis zu bekommen. Ob der „DDR-Rekord“ von 1979 mit 2510 Zieleinlaufen gebrochen wird, ist allerdings fraglich. Man kann aber die Zahlen aus den 1970er und 1980er Jahren kaum vergleichen, denn erstens gab es damals nur eine „Handvoll“ Ultraläufe in der DDR und zweitens hatte der Rennsteiglauf „nur“ zwei Streckenangebote, die sogenannte „Kurze Strecke“ die zwischen 40 und 45 km lang war und die „Lange Strecke“ mit Streckenlängen zwischen 82 und 65km. Die Variablen ergaben sich aus Änderungen der Streckenführungen im Verlaufe der Jahre.

Das Programm des Jubiläumslaufs umfasst insgesamt sieben verschiedene Angebote vom 4,2km langen Mini-Marathon, über den Juniorcross mit altersklassenspezifischen Streckenlängen von 1,1 – 7,2km, zwei Wanderangebote mit 17 und 42km, sowie die seit 1993 existierenden Traditionsstrecken Halbmarathon, Marathon und Supermarathon.

 

 
 
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Einstimmung auf das Jubiläum

 

Das Jubiläum des GutsMuths-Rennsteiglaufs wirft schon seit einiger Zeit seine Schatten voraus. Es begann Ende November 2022 mit einer konstruktiven Podiumsdiskussion im Rahmen der Mitgliederversammlung des organisierenden GutsMuths-Rennsteiglaufvereins, bei der es unter anderem um die Zeit nach dem 50. ging. Unter dem Motto „Tradition und Moderne“ wurden Ideen und Gedanken zwischen den „Altvorderen“ und den jüngeren Vereinsmitgliedern ausgetauscht.

Weiter ging es am 31. Januar 2023 mit der Eröffnung einer Sonderausstellung im Waffenmuseum in Suhl. Die Überschrift lautete „Vom Abenteuer zum Massenlauf“. Der Thüringer Ministerpräsident, Bodo Ramelow, ließ es sich nicht nehmen, diese Ausstellung selber zu eröffnen. Besonders hob er die große breitensportliche und mediale Wirkung des Rennsteiglaufs für Thüringen hervor. Auch die seit 50 Jahren praktizierte hervorragende Zusammenarbeit aller Organisatoren entlang von 120km des Rennsteigs lobte er mehrfach. Die Ausstellung, die bis zum 31. Juli 2023 zu sehen ist, umfasst an die 1000 Dokumente, Fotos, Medaillen, Sportkleidung und andere Sportmemorabilia des Rennsteiglaufs.

 

„Ohne Kloß nix los“

 

Zu den „Extras“ des 50. GutsMuths-Rennsteiglaufs gehört auch, dass getreu dem Motto „Ohne Kloß nix los“, nicht nur bei den traditionellen Kloßpartys an den Startorten des Laufs alle Teilnehmer diese „Thüringer Spezialität“ genießen können, sondern dass es als Zugabe am Sonntag nach dem Ereignis einen „Heichelheimer Kloßlauf“ durch das Vessertal, eines der schönsten Täler Mitteldeutschlands, geben wird. Der Start für die zehn Kilometer lange Runde durch das UNESCO Biosphärenreservat Thüringer Wald erfolgt am Sonntag, den 14. Mai 2023, um 10 Uhr auf dem Sportplatz in Schmiedefeld am Rennsteig. Geboten wird ein Kloßmenü, Zeitnahme, Medaille und allerbeste Stimmung zum Köstritzer Läuferfrühschoppen!

 

 
 
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Besonderheit für Traditionsläuferinnen und -läufer

 

Ebenfalls eine Besonderheit wird von dem Mitbegründer des GutsMuths-Rennsteiglaufs, Hans-Georg Kremer, organisiert, der alle bekannten Traditionsläuferinnen und Traditionsläufer aufgerufen hat, die nicht mehr so lange Strecken laufen wollen oder können, mit ihm zusammen die 17km lange Wanderstrecke zu absolvieren. Unter der Überschrift „50 zum 50.“ hat er Männer und Frauen um sich gesammelt, zum Teil einige, die schon Jahrzehnte beim Rennsteiglauf dabei sind. Viele gehören zu der Gruppe der Traditionsläufer, ein Titel den man mit der Eintragung ins Ehrenbuch des GutsMuths-Rennsteiglaufs verliehen bekommt, wenn man 25 erfolgreiche Teilnahmen nachweisen kann. Bis jetzt sind dort 1203 Läuferinnen und Läufer verzeichnet. Darunter sind 144, die bereits 40 Mal beim Rennsteiglauf erfolgreich gestartet sind.

 

 
 
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Die drei noch lebenden „Ur-Rennsteigläufer“ von 1973 werden auch in diesem Jahr wieder an den Start gehen. Jens Wötzel und Wolf-Dieter Wolfram starten das 49. und Hans-Georg Kremer das 50. Mal.

Erst zum dritten Mal an den Start gehen wird Wilfried Zapfe aus Weimar, der allerdings zu den wenigen gehört, der 1975 beim ersten großen Rennsteiglauf zu den Startern zählte. Er konnte damals in der Studentenwertung immerhin Platz vier belegen. Ansonsten war er eher als Mittelstreckler bekannt. Sein größter Erfolg war der eines „Gehörlosen-Weltweltmeisters“ über 3000m.

Die positive Entwicklung des GutsMuths-Rennsteiglaufs sowohl zu DDR-Zeiten als auch jetzt hängt neben der Besonderheiten der Strecke und der hervorragenden Organisation auch mit zwei Besonderheiten zusammen, die sich aus der Geschichte des Laufs erklären. Das eine ist die Traditionspflege, die schon bei der Namenswahl „GutsMuths“ ihren Ursprung nahm. Der Bezug zum Begründer des modernen Schulsports, Johann Friedrich GutsMuths (1759-1839), der unweit des Rennsteigs in Schnepfenthal seine Wirkungsstätte hatte, und das Laufen als eine der wohltuendsten Bewegungsform beschreibt, stellte eine Traditionslinie dar, die mit der ständigen Ausstellung zum GutsMuths-Rennsteiglauf in der gleichnamigen Sporthalle in Schnepfenthal ihren Anfang nimmt.

 

 
 
Dr. Hans-Georg Kremer (Archivbild)
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Die Pflege der Traditionsläufer mit mehr als 25 Läufen, die sich alle fünf Jahre ins Ehrenbuch eintragen können, und dann im VIP-Zelt beim Rennsteiglauf treffen, gehört ebenfalls dazu. Viele von ihnen haben Familienmitglieder, Freunde und Bekannte als Teilnehmer gewonnen. Man kann sie daher als die besten Werber für den Rennsteiglauf bezeichnen. In einer Familienstatistik von 2015 konnten über 50 Familien erfasst werden, die zusammen 174 Familienangehörige mit 3300 Rennsteigläufen aufwiesen. Spitzenreiter war damals Jürgen Hedicke aus Halle, aus dessen Familie über drei Generationen 14 Personen 213 Mal bei Rennsteigläufen an den Start gegangen sind. Nach der neuesten Meldung vom November 2022 liegt der Familienverband-Hedicke inzwischen bei über 300 Rennsteiglaufteilnahmen.

Einen ähnlichen Effekt hatte die Studentenwertung. 1973 als studentische Laufveranstaltung begonnen, gelang der große Durchbruch als der Rennsteiglauf 1975 im Hoch- und Fachschulsport der DDR verankert wurde. Über 70 Prozent der damals über 900 gemeldeten Teilnehmer waren Studierende oder Akademiker, die in ihrem Arbeitsumfeld für den Rennsteiglauf geworben haben. Nach der Wende wurde dann wieder eine eigenständige Studierendenwertung eingeführt. Zukünftige Lehrer, Ärzte, Wissenschaftler, eigentlich alle, die einen Hochschulabschluss haben und Rennsteigläufer sind oder waren, sind potentielle Werber für den Lauf. Eine besonders wertvolle Zielgruppe sind dabei die Sportstudierenden, die in ihrem zukünftigen Berufsumfeld auf sportaffine Menschen treffen, unter denen es sicher den einen oder anderen Läufer oder Läuferin gibt, die vom Rennsteiglauf noch nichts gehört haben und dafür geworben werden können. Am Jenaer Institut für Sportwissenschaft gibt es gleich drei Lehrkräfte mit Prof. Dr. em. Dieter Teipel, PD Dr. Reinhild Kemper und Dr. Thomas Weiß, die selber mitlaufen und unter den Sportstudierenden für den Rennsteiglauf werben, ähnlich der Ärztin Dr. Doreen Ullrich, jahrelange Ultraläuferin in Jena, die eine studentische Laufgruppe betreut.

Genauso aktiv war und ist der ehemalige Sportlehrer Roland Winkler, Sechster der „Langen Strecke“ von 1975 und Gesamtsieger 1976, der seitdem ohne Unterbrechung immer den langen Kanten beim Rennsteiglauf unter die Füße nimmt, ebenso wie Wolfgang Nadler aus Delitzsch, der 1975 als Student beim GutsMuths-Rennsteiglauf dabei war und in der Studentenwertung B Platz drei belegte.

 

Informationen: GutsMuths-Rennsteiglauf
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