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16.06.18 - Special Event

Heide Ultra-Trail: Die Nr.1 der Heide

Stolz, aufrecht, schnell - das Alte Eisen mit der Nr. 1 trabt souverän durch die Heide, elegant an den Wanderern vorbei, huldvoll winkend. Nix da, alles nur ein Traum. Die Nr. 1 ist nämlich der Trail. Heute mal im Uhrzeigersinn durch die Lüneburger Heide, wo sie am Schönsten ist. Weite Schleifen führen uns überall hin...

 

Samstag, der 16.6.

Es soll brauchbares Laufwetter geben und kein Regen. Oder zumindest erst ziemlich spät. Und sooo warm soll es auch nicht werden. Also kurz-kurz und leichtes Gepäck. Früh um 7 traben wir ab. So manche Absage in letzter Minute hat das Feld auf nur 9 Läufer reduziert. Ha, die Absager wissen gar nicht, was ihnen da entgehen wird.

Klaus hat die Strecke diesmal im Uhrzeigersinn gestartet. So finden wir uns auf fantastischem Trail durch ruhigen Wald wieder, schon kurz nach dem Warmwerden. Weicher Boden, Stille, dann ein Berg mit tollem Blick auf Bilderbuchheide. So muss das sein. Am Waldrand längs, prima Trails, in weiter Schleife wieder zurück. Aufpassen muss man wie nur was, um die diskreten, winzigen Farbtupfer nicht zu verfehlen. Die markieren nämlich den Weg. Klar, wer ein GPS- Gerät hat, kann flitzen. Sonst hilft der Blick auf die Karte, die uns Klaus wasserdicht eingepackt hat. Hier ist wahre Sorgfalt am Werk!

VP 1 in Oberhaverbeck, km 16, von Petra besetzt. Letzte Chance, vor der Wüste noch Vorrat zu fassen. Unterwegs gibt‘s nämlich  nix. Seid also gewarnt, alle, die nach uns folgen! Auf geänderter Strecke kommen wir durch den Wald allmählich berghoch zum Totengrund. Dieses wunderbare Trockental macht seinem Namen alle Ehre: Alles trocken, auch die Kehle. Durst. Die wunderbare Aussicht lässt alle Strapazen vergessen, der Trail erst recht. Ein paar Wurzeln sind zu beachten, ab und an ein paar Steine. Runter und rein nach Wilsede.

Ein Radfahrer ist entsetzt, als er mich sieht. Ob ich ein Ultra wäre. Ja klar. Wie, so schnell hier? Er käme ja kaum mit dem Markieren voran... Des Rätsels Lösung: zeitgleich und im selben Areal laufen aus Lüneburg kommend andere Ultras auf 100 km durch die Heide. Riesige Richtungspfeile, Tafeln, große VPs, Rotkreuz, Bergwacht, alles ist aufgeboten. Teilstrecken laufen wir auch, aber meist in Gegenrichtung. Obacht also. Natürlich ist unsere Strecke die viel schönere... ist doch klar!

Der Pastor-Bode-Weg bringt uns wieder in die Heide Richtung Döhle, auf Sand und Schotter. Und trocken. Staubtrocken ist es. Meine Trinkblase leert sich schnell. Die Hörpeler Heide will noch umrundet werden, dann kommt ein Bach, mit klarem, kaltem Wasser! Das schmeckt zwar nicht, kühlt einen aber gut runter. Leider treffen wir nur an der Brücke auf den Bach, später nicht mehr. Schade drum.

 

 
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Hinter Döhle beginnt das Bergland. Wilde Täler, schroffe Höhen, finsterer Wald. Stille. Ringsum kein Ton zu hören, auch die Vögel sind still. Ob da ein Unwetter heraufzieht? Nur das eigene Hecheln ist zu  hören, steil und endlos die Berge hoch. Wir laufen Richtung Egestorf, aber vorher links dran vorbei. Den Ort sieht man eigentlich nicht, nur einen Baukran in der Ferne. Sudermühlen mit dem VP liegt auf 43 km. Tatsächlich -  ein kurzer Regenschauer kommt runter, als ich unter der Markise sitze und mich versorge. Nun wird‘s schwül, feucht, drückend.

Leider ist das Wasser alle und auf die Idee, auf im Restaurant nachzutanken, komme ich nicht. Es gibt ja Cola und Schorle. Großer Fehler, für Wasser gibt es keinen Ersatz. Und davon fehlt mir inzwischen so einiges. Egal, auf schönem Heideweg, Sand, Schotter, weichem Tiefsand, Gras, Erika drumrum, mal etwas Wald, nach Undeloh. Dieses Stück ist Begegnungsstück. Die Kollegen aus Lüneburg grüßen alle freundlich, sogar bekannte Gesichter sind dabei! So mancher wollte lieber bei uns sein, das wundert mich überhaupt nicht. Die Staffelläufer gehen es irgendwie verbissen an, machen Tempo, gucken wohl, aber grüßen nicht. Tragen ja auch schwer am Staffelstab...

Hinter Undeloh, im Wald, wird es allmählich friedlich. Die letzten Lüneburger kommen vorbei und die Heide gehört mir wieder ganz allein. Vom Waldrand aus schweift der Blick auf die zentrale Heide rund um Wilsede. Irgendwo da sind wir vorhin durch (naja, ist ein paar Stunden her). Fiese Wurzeln lauern am Boden. Ein paar geknickte Bäume liegen noch quer. Und nun kommt meine Dehydrierung voll durch: auf fast jeder Sitzbank gibt es Pause. Geht nicht anders. Ich habe Durst ohne Ende. Die Schorle im Trinksack schmeckt fad und hält nur 100 Meter. Hilft ja alles nix, es muss weitergehen. Erst auf Wilsede zu, aber knapp vorher rechts an einem Teich vorbei auf den Trail der Wilseder Berg hoch. Wieso sehe ich eigentlich dauernd so ein kaltes Glas bernsteinfarbenes Hefeweizen vor mir, wo außen das Kondenswasser abperlt und eine kleine Schaumkrone ... nix da, wieder nur ein Traum.

Nach dem Regenschauer sind die Wanderer selten geworden. Nur wenige begegnen mir oben auf dem Gipfel. Immer noch prächtige Fernsicht nach allen Seiten aus 165 m Höhe. Noch höher geht es nicht, also runter auf steilem Abhang mit vielen losen Steinen. Unten scharf links und gleich wieder hoch. Diesmal auf 160 m, der zweithöchste Berg. Dann, endlich, nur noch runter nach Oberhaverbeck - Parkplatz, zu Petra.

Da bin ich nun das Letzte. Nr.1, haha! Noch 21 km to go und es ist gleich 5. Ich habe zwar fast 2 l Wasser im Handumdrehen getrunken, aber es reicht nicht mehr. Und 4 Stunden bis zum Ziel möchte ich niemand zumuten, also schließen wir den VP und begeben uns mit dem Auto zum Ziel. Dort wird es nochmal so richtig schön. Ein Kommen und Gehen, Klönen, Planen.

Manche 52er sind noch da, haben viel zu berichten, vom Pietzmoor am Schluss der Runde etwa. Vor Begeisterung strahlt alles. Nach und nach treffen die Läufer ein, ich treffe auf Urgesteine wie Christian, Joe, Peter. Es ist mal wieder totaaal Klasse bei der NR.1 DER HEIDE !
 

 

Fazit

Ein sehr familiärer Ultra über 80 oder 52 km durch die schönsten Abschnitte der Lüneburger Heide. Technisch gut zu machen, keine Spezialschuhe oder Stöcke, nur Verpflegung muss man ausreichend haben. Die Warnung steht aber auch in der Einladung. Dann erwartet den Läufer ein wunderbares Natur- und Lauferlebnis, von Klaus und Petra liebevoll organisiert.

Danke für alles, es war toll!

PS: lest mal die 10 Laufgebote und die Extravaganzen unter "Sonstiges", alles sooo wahr und trotzdem zum Beömmeln!

 

 


 
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