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16.10.16 - Wolfgangseelauf

Alles außer gewöhnlich

Autor: Klaus Duwe

Die Veranstalter es Wolfgangseelaufes/Salzkammergut-Marathons sind zu beneiden. Die Meldezahlen steigen auf hohem Niveau von Jahr zu Jahr und gehen bei der 45. Auflage schier durch die Decke.  5.586 Läuferinnen und Läufer aus 45 Nationen haben sich für die verschiedenen Wettbewerbe angemeldet. Zum Vergleich: St. Wolfgang als Veranstaltungszentrum hat noch nicht einmal 3.000 Einwohner. Da wundert es  nicht, dass am dritten Oktober-Wochenende bunt gekleidete Läuferinnen und Läufer in dem weltbekannten Urlaubsort dominieren und die asiatischen Touristen  in den Schatten stellen.

Es stimmt, auch diverse andere Läufe boomen. Manchmal tut man sich schwer, den Erfolg zu erklären.  Auch beim Wolfgangseelauf/Salzkammergut-Marathon ist es mit dem Verweis auf die herrliche Ferienregion und dem weltbekannten St. Wolfgang  (dem Weißen Rößl sei‘s gedankt) und der einmalig schönen kompletten Umrundung des gleichnamigen Sees nicht getan.

Beim Wolfgangseelauf hatte man darüber hinaus das sagenhafte Glück, dass Franz Zimmermann, Gründer und gleichzeitig erster Sieger des Laufes, insgesamt 40 Jahre die Veranstaltung verantwortlich leitete und weiter entwickelte,  und Franz Sperrer seither ganz im Sinne und im Stile seines Vorgängers traditionelles bewahrt und Änderungen sehr behutsam vornimmt.  So zum Beispiel ist bis heute der 27km-Laufklassiker mit Start und Ziel in St. Wolfgang die Hauptattraktion und nicht der seit 2011 stattfindende Salzkammergut-Marathon, der in Bad Ischl gestartet wird und ab St. Wolfgang auf der Strecke des Wolfgangsees verläuft. Der Marathon wird aber keineswegs so nebenbei abgehakt. Alleine schon, weil Siegerinnen und Sieger schon immer aus der Region oder zumindest aus dem Inland stammen, werden die  Marathonis von den Zuschauern   („da kommt wieder ein Marathonläufer“) besonders gefeiert.

 

 
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Ich bin nur zweimal unterhalb der Marathondistanz gewertet. Der Wolfgangseelauf ist einer dieser Läufe.  Und gleichzeitig zählt er zu meinen schönsten Lauferinnerungen. Wenn sich am Sonntagmorgen die mit Fahnen geschmückten Straßen mit Läufern füllen, es in den engen Startblocks kuschelig wird und man den Moderator nur noch hört und mehr versteht, weil man endlich loslaufen will,  sind Gefühle und Gänsehaut nicht anders und nicht weniger intensiv als bei einem viel größeren Citymarathon in irgendeiner Metropole.  

 

 
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Dass es nach einem kurzen Stück durch den Ort und dann am See entlang nach 3 Kilometer hinauf zum Falkenstein mächtig zur Sache geht, ist nicht schlimm.  Im Gegenteil. Schaut man zurück, sieht man den von Bergen eingerahmten Wolfgangsee in seiner ganzen Pracht. Außerdem hat man fast alle Höhenmeter des Laufes abgearbeitet und kann, in St. Gilgen angekommen, die Seeumrundung fortsetzen. In St. Gilgen wohnte die Mutter von Wolfgang Amadeus Mozart und später, zumindest im Urlaub, Altbundeskanzler Helmut Kohl. Das Haus von Anna Maria Mozart ist leicht zu finden, der Name von Helmut Kohls Pension ist nicht überliefert.

Von St. Gilgen gibt es eine Seilbahn auf das Zwölferhorn.  Die 1521 m sind nicht atemberaubend und nicht dramatisch. Trotzdem ist die Bahn eine Attraktion und seit 1957 in Betrieb. Die Aussicht ist grandios und Tourenmöglichkeiten (auch für Trailrunner!) vielfältig. Bilder davon gibt es im Anschluss des Berichtes.

 

 
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Fast immer hat man jetzt den Blick auf den 13 qkm großen See und auf die umliegenden Berge sowieso. Mal läuft man auf Teerstraßen, mal auf schmalen Uferpfaden.  Ein Stück läuft man auch auf dem Damm der ehemaligen Ischler Bahn, die Bad Ischl mit den Ferienorten des Salzkammergutes verband. Auch wenn die Strecke einmal parallel zur Verkehrsstraße verläuft, stört das den Laufgenuss nicht. Die Saison ist vorbei und kaum Verkehr. Auf der anderen Seeseite sieht man den Schafberg, mit 1782 m Höhe auch kein Riese, aber ein unglaublich schöner Aussichtsberg mit Blick bis zum Dachstein und auf  insgesamt 13 Seen.

Seit 1893 gibt es eine Zahnradbahn, die es in 35 Minuten bis fast auf den Gipfel schafft. Und am 21. Mai 2017 ist es soweit, dann kann man im Rahmen des 18. Schafberglaufes  die 5,830 km und 1190 Höhenmeter  auch läuferisch bewältigen. Übrigens, in diesem Jahr gewann zum wiederholten Mal Österreichs Berglauf-Weltmeisterin Andrea Mayr in 45:10 Minuten. Nur der Gesamtsieger (Christian Hoffmann) war  12 Sekunden schneller.  

Bilder vom Schafberg gibt es ebenfalls im Anschluss des Berichtes.

18 Kilometer (bzw. 33 Kilometer beim Marathon) ist man gelaufen, wenn man Gschwendt in Abersee (so nannte man den Wolfgangsee früher) erreicht. Hier wird der 10km-Uferlauf gestartet. Die Teilnehmer kommen per Schiff von St. Wolfgang herüber. Es sind nur ein paar hundert Meter Luftlinie. Deutlich sieht man die Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Wolfgang und das berühmte Weiße Rößl.  Seit über 500 Jahren gibt es das Hotel schon, seit mehr als 100 Jahren ist es im Familienbesitz.

Ein Glücksfall für das Haus und die ganze Region war, als Ralph Benatzky es als Kulisse für sein Singspiel auserwählte. Die Verfilmung aus dem Jahr 1960 mit Peter Alexander als liebeskranken Oberkellner Leopold hat (zumindest in meiner Generation) jeder meist mehrmals gesehen. Sein „Im Salzkammergut, da man gut lustig sein“  ist fast zum geflügelten Wort geworden.

Viele Läufer gönnen sich in Verbindung mit dem Wolfgangseelauf ein Wochenende im Weißen Rößl und werden sich noch lange daran erinnern. Das Haus lebt nämlich nicht alleine von der Tradition, sondern vor allem von der Qualität. Egal ob Zimmer, Restaurants, Kaffeehaus, Wellness (Pool im See!) oder Personal – alles ist erstklassig und liegt deutlich über dem üblichen 4Sterne-Niveau. Natürlich ist Rößl-Wirtin Gudrun Peter  dem Wolfgangseelauf sehr verbunden und überreicht den Siegern des 27km-Laufes ein wertvolles Weißes Rößl aus Porzellan. Falls Hosea Tuei aus Kenia, der den Lauf in 1:29:14 gewinnt, nichts mit der Trophäe anzufangen weiß,  kann er sich melden. Ich bin neuerdings Rößl-Fan und nehme sie ihm ab.

Genussvoll läuft man weiter, an den Bergen, dem See und herbstlichen gefärbten Bäumen kann man sich nicht sattsehen. Strobl, neben St. Gilgen und St. Wolfgang einer der Hauptorte am Wolfgangsee, wird erreicht. Bereits am Samstag fanden hier die Kinderläufe statt. Heute ist Strobl Startort des 5,2 km langen Panoramalaufs. Schade, dass man sich entscheiden muss. Ohne die anderen Distanzen wäre dieser Lauf die Attraktion schlechthin. Die Brügelstein-Promenade, ein Trail direkt am See, gehört zu den schönsten Abschnitten der Wolfgangsee-Umrundung und ist nur den Panoramaläufern vorbehalten.

 

 
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Alle anderen Strecken verlaufen auf der „Landseite“ um den Brügelstein und dann parallel der Zufahrtstraße nach St. Wolfgang. Der Hammer ist dann der Zieleinlauf. Auf der abschüssigen Straße nimmt man noch einmal so richtig Fahrt auf, genießt den Applaus der vielen Zuschauer, vielleicht auch noch den Blick auf’s Weiße Rößl, und düst um die letzte Kurve. Gänsehaut, Finish.

Der Wolfgangsee verdient das Prädikat „Genusslauf“ ohne Wenn und Aber. Auch „Kulturlauf“ wäre angebracht. Denn was die Region rund um den Wolfgangsee insgesamt zu bieten hat, ist alles, nur nicht gewöhnlich.  

 

 

ERGEBNISSE DES
45. INT. WOLFGANGSEELAUFS 2016

27km-Klassiker
Herren

1. Platz: Hosea Tuei (KEN) 1:29:14
2. Platz: Dennis-Kipkorir Rutoh (KEN) 1:32:06
3. Platz: Isaac Toroitich Kosgei Kipkorir (KEN) 1:33:57
Schnellster Österreicher: 5. Stefan Linseder (La Sportiva Mountain Attack Team) 1:38:37

Damen
1. Platz: Tünde Szabó (UNG) 1:52:07
2. Platz: Tereza Zuzankova (CZE) 1:55:39
3. Platz & schnellste Österreicherin: Claudia Wimmer (LG St. Wolfgang) 2:04:57

 

 

 
Orga-Chef Franz Sperrer stellt Siegerinnen und Sieger vor
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4. Salzkammergut Marathon
Herren

1. Platz: Andreas Pfandlbauer (AigenVoglhub) 2:46:28 (Streckenrekord)
2. Platz: Mario Nestelberger (AUT) 2:50:35
3. Platz: Oreszt Babjak (UKR) 2:52:55

Damen
1. Platz: Dr. Christine Wenzl (AUT) 3:23:11
2. Platz: Hana Vejrostova (CZE) 3:28:58
3. Platz: Hana Holoubkova (CZE) 3:43:18

 

Über den Rennverlauf informiert die
offizielle Mitteilung des Veranstalters

 

 

Kinderläufe

 

 
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Zwölferhorn

 

 

 
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Schafberg

 

 

 
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St. Wolfgang

 

 

 
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Informationen: Wolfgangseelauf
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