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17.12.17 - Special Event

Eulenkopflauf: Der Grausamste von allen

„Alles grausam“ - mit diesem Slogan ist sofort das Interesse geweckt. Und grausam ist es -von der Anfahrt bis zum Finale. Und das findet im Wasser statt - im Freibad! Im Dezember! Grausam, einfach nur grausam.

Schnee von gestern liegt überall herum in Wuppertal-Cronenberg. Komplizierte  Kurven und unerwartete Abbiegungen auf noch unerwarteteren Straßen führen schließlich zum kleinen Parkplatz am Freibad. Das Tal ist von dichtem Nebel verhüllt. Das warme Wasser dampft ganz ordentlich. Eine riesige MVA oben am Berg heizt großzügig die Becken. Bis 28°. Und das ganzjährig.

Traditionell gibt es die Startnummern und das Briefing in der Halle. Ebenso traditionell wandern alle zum Startplatz, etwas den Berg hoch, zur Sambatrasse. Eine alte Bahnlinie, inzwischen ein Radweg, damals von schnaufenden Dampfloks mit Sambarhythmus befahren. Die hatten ganz schön zu tun, denn Wuppertal ist eine richtige Bergstadt. Der Läufer wird es bald merken...

Um 10 toben wir los. Angeführt von Burkard, dem grausamen Schleifer. Er macht Tempo, er kennt den Weg. Er macht aber auch Pausen (sehr, sehr selten...). Im Nebel durch den Burgholzwald. Man sieht - nichts. Erst im letzten Moment tauchen die Hindernisse auf.  Gut dass Fahrradbegleitung vorausfährt. Nach einer scharfen Linkskurve kommt die Brücke über das Tigergehege des Zoos. Die Katzen haben sich aber verkrochen, bei dem Rheumawetter kein Wunder. Sind wohl nicht von der sibirischen Sorte.

 

 
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Lang und steil geht‘s, nein läuft‘s runter zur Wupper. Der Uferweg ist leider gesperrt, weil  überflutet. Links zwischen die Häuser nach Sonnborn hinein. Wir sind zu schnell, sonst wäre genau jetzt die Schwebebahn erschienen. Egal, ab über die Seufzerbrücke quer übers Sonnborner Autobahnkreuz. Ein besonderer Anblick so im Nebel. War mal Europas größtes Kreuz.

Drüben etwas an der Bahn lang, zwischen Speditionen und Kleinbetrieben hoch zur Nordbahntrasse. Wieder eine ehemalige Eisenbahnlinie. Heute toller Radweg durch viele, viele Tunnels... Dann grausam steil hoch über eine alte Müllhalde. Ist aber bewachsen und nun ein Berg mehr für Wuppertal.

Kurz drauf riecht es nach gebrannten Mandeln. Weihnachtsmarkt am Schloß Lüntenbeck. Recht schnuckelig und gut besucht. Auf den Wegen drum herum liegt tiefer Matsch. Ab hier lohnt ein gutes Trailprofil. Manchmal müssen wir durchs Wasser, wenn kleine Bäche den Weg auch toll finden. Erste nasse Füße werden gemeldet. In der Gruppe - Burkard passt ja auf- spricht sich das schnell rum. Aber am VP ist alles gut. Richtig heißen Tee gibt es hier, auf leistungsfähigem Gasbrenner gekocht. Auf so was kommt‘s ja an, bei dem Wetter.

Bald verlassen wir die Bebauung und flitzen über Wiesen, durch Wald, steil runter und hoch, zum Kaiser -Wilhelm- Denkmal (aber der I.), dann runter zur Düssel. Das gewisse Dorf, gelegen an der Mündung in den Rhein, hat es ja zur Landeshauptstadt gebracht. Hier ist es ein stellenweise richtig wildes Naturflüsschen. Nun noch zum Örtchen Düssel, mit Weihnachtsmarkt und zwei Kirchen, vielen alten Gebäuden, ein angenehmer Anblick.

Am VP ist alles voll. Nochmal so viele Halbmarathonis steigen zu. Sie sind mit dem Bus gekommen, alles organisiert. Nur - die sind frisch und schnell, wir nicht mehr so sehr. Das Tempo zieht ab hier spürbar an. Erstmal auf der Straße weiter, dann über eine herrlich nasse Wiese. Man sieht es nicht, aber das Wasser läuft in die Schuhe, ein herrliches Gequieke und Gezeter. Genugtuung bei den Marathonis. Bald schon sehen alle gleich eingesaut aus.

Ab Gut Schöller folgen wir der Düssel auf schönem, matschigen Ufertrail, bis zur Grube 7, einem riesigen Steinbruch. In der Nähe fand man die Eulenköpfe, Fossilien einer Muschelart mit dem Aussehen einer Eule von vorn. Ein gut beschilderter Weg, dem wir in großen Teilen folgen, heißt dann auch Eulenkopfweg.

Nach der Grube kommt etwas Entspannung. Flach auf einer alten Werkstraße zum Osterholz. Durch den Schlamm, die örtliche Kavallerie rührt da mächtig drin rum, quer durch zu Hof Linden, dem VP3. Alles, was man so braucht, gibt‘s reichlich. Nicht so toll ist ein kurzes Stück Straße: durch zwei Tunnel, in Kurven den Berg hoch und oben an der Ampel - bitte warten- auf die Niederbergbahntrasse. Viel Verkehr hier. Schnelle, aber ratlose Autofahrer. An der Truppe vorbei oder dahinter bleiben? Auf der alten Trasse ist endlich Ruhe. Ein langer, langer Anstieg, auf der Korkenziehertrasse fast bis Gräfrath folgt. Erst im Schotter, dann auf Asphalt. Schilder am Rand informieren über Historisches. Wer beim Laufen Zeit hat, der lese!

Plötzlich scharf rechts, steil vom Bahndamm runter nach Gräfrath hinein und mitten über den Weihnachtsmarkt. Von den Besuchern bestaunt und – klar - als unverbesserliche Wahnsinnige eingestuft. Aber richtig klasse hier, altes Fachwerk, riesiger Tannenbaum, gemütliche Buden. Und steile Treppen. Oben ist keineswegs Schluss, es geht im Park weiter hoch zum Lichtturm. Sieht aus wie ein Leuchtturm mit Gewächshaus oben drauf.  Viel mehr gibt der Nebel nicht her. Zu seinen Füßen der letzte VP. Da ich am Schluss bin, wird gerade abgebaut. Ich helfe, so gut ich kann, bei der Vernichtung des Überschusses, nur ja nix verkommen lassen! Die Stärkung hier ist unbedingt zu empfehlen, denn gleich kommt der HAMMER.

Aber der Reihe nach. Schön bergab erstmal, am Zwergenland (Kindergarten) in den Wald und angenehm und schnell runter. Ein stiller Wald umgibt uns. Erst der Krach der Schnellstraße im Wupper-Tal an der Teufelsbrücke reißt uns aus der Meditation. Und nun kommt er, der HAMMER. Ein Zieleinlauf von so 3 km Länge und wenigstens 100 hm. Es wird immer steiler, zum Schluss dann grausam steil. Also, wer laufend ins Ziel will, möge ein paar Körnchen zurückbehalten, sonst wird man zu Schmidtchen Schleicher. Mit etwas Besonnenheit kann man hier aber ein wunderschön wildes Tal bewundern, herrlich still, nur das Rauschen des Wildbachs begleitet uns.

Jubel im Ziel. Das Gejohle kommt aber aus dem Wasser, da findet die Zielfete statt. Urkundenausgabe ist in der Halle, Reste des Kuchens und Kaffees auch. Und warm ist es. Herrlich. Einfach nur grausam schön.

 

Fazit

 

Ein besonders grausamer Winterlauf. Gut geführt, daher nicht beschildert. GPS- Geräte oder Ortskenntnis helfen. Im Zweifel laufen auch Scouts mit, die den sehr langsamen Läufer begleiten. Hier geht niemand verschütt. Also- traut euch! Inzwischen gibt es bereits ein besonders grausames Teilnehmerlimit...

Dankeschön an Oliver und sein gesamtes Team für einen sehr schönen und grausamen  Saisonabschluss!

 

Anmerkung der Redaktion:

Der Eulenkopflauf ist kein Rennen, sondern ein anspruchsvoller Marathon mit 800 HM (und Halbmarathon) als gemeinsamer Gruppenlauf durch die Landschaft im Nordwesten Wuppertals. Die Teilnehmerzahl ist limitiert.

Veranstalterwebsite: www.eulenkopflauf.de

 


 
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