trailrunning.de

 
 
 

10.11.18 - Special Event

EcoTrail Madrid: Auf des Messers Schneide

Den EcoTrail von Paris kenne ich „in- und auswendig“ Madrid aber ist Neuland. Aus Sicht eines sehr langsamen Läufers sprechen die Zahlen aber für Madrid: Weniger Höhenmeter und eine halbe Stunde mehr Zeit – das dürfte kein Problem sein. Der Bericht wird zeigen, ob das wirklich so ist.

Birgit hat im vergangenen Jahr hier auf trailrunning.de einen ausführlichen und sehr informativen Bericht über diesen Lauf geschrieben. Die Strecke ist nahezu gleich geblieben, so dass ich bei  Streckendetails auf diesen Bericht verweise und hier nur meine Erlebnisse berichten möchte.

Anreise am Donnerstag per Flugzeug, Hotel günstig gelegen, fünf Minuten Fußweg zum Bus, der uns am Morgen zum Start bringen soll und 15 Minuten Fußweg vom Ziel zurück zum Hotel. Alles klappt wie am Schnürchen, trotz Null Spanisch-Kenntnissen. Die Metro ist das Transportmittel unserer Wahl und wenn man mal seine elektronische Fahrkarte gekauft und aufgeladen hat, ist das Fahren mindestens so problemlos wie in Paris.

Das Abholen der Startunterlagen am Freitag klappte bestens, der Andrang hielt sich in Grenzen, waren doch beim 80-km-Trail nur ca. 115 Teilnehmer gemeldet. Es scheint so, dass sich die Teilnehmerzahlen auf diesen, verglichen mit Paris, niedrigen Wert einpendeln.

Drei Tage vor dem Lauf wurde man per Mail über die Zeitlimits informiert. Teilweise enger als im vergangenen Jahr, aber es sah machbar aus! Die Strecke war in fünf Abschnitte eingeteilt mit 18, 9, 16, 23 und 14 Kilometern, für die man 2,5 Stunden, 1,5 Stunden und dann jeweils drei Stunden Zeit hatte. Lediglich der vierte Abschnitt machte mir Sorgen, 23 Kilometer in drei Stunden? Da musste ich eben auf den ersten drei Abschnitten ein Polster herauslaufen.

Am Samstag um 7.30 Uhr ging es mit einem reparaturbedürftigen Bus zum Start bei Manzanares El Real. Kaum eine halbe Stunde später waren wir auf dem Parkplatz unterhalb der dortigen Burg. Ein Kleintransporter nahm meinen Beutel für den VP bei km 43 auf und auch den für den Zielbereich. Am Anfang des Weges zur Burg passierten wir die Kontrolle der Pflichtausrüstung. Im Gegensatz zum Vorjahr waren die sehr nachlässig, lediglich meine Trinkflasche wollte man sehen, alles andere interessierte nicht. Der Müllbeutel, der Norbert vergangenes Jahr beinahe zum Verhängnis wurde, stand schon gar nicht mehr auf der Pflichtausrüstung.

Toiletten gab es in der Tat keine im ganzen Startbereich, aber genügend „Freifläche“, so dass man da keine Not leiden musste. Alles also im grünen Bereich, nur das Wetter behagte mir nicht: Leichter Nebel und Niesel hätten nicht sein müssen; die Temperatur war aber mit ca. 10/11 Grad ok. Ein paar Erklärungen auf Spanisch und Englisch gab es noch, wie die Strecke beschildert war und mit zwei Minuten Verspätung ging es los.

 

 
© trailrunning.de 19 Bilder

 

Ich machte noch ein paar Bilder und war, wie immer in letzter Zeit, sofort am Ende des Feldes. Es ging sanft abwärts durch den Ort, ich keuchend hinterher und nach knapp eineinhalb Kilometern ging es ordentlich aufwärts, bald auch auf steinigem, anspruchsvollem Untergrund. Schnell hatte sich das Feld abgesetzt, außer Angelika sah ich nur noch einen Läufer vor mir. Als wir nach zwei Kilometern anstrengendem Anstieg oben ankamen, war auch dieser Läufer aus meinem Sichtfeld verschwunden. Nun ja, den würden wir sicher bald wieder einholen.

Für die 3,3 km bis hierher haben wir etwa 35 Minuten gebraucht, kein beeindruckendes Tempo. Der Weg aber ging jetzt unmerklich abwärts und wir konnten flott laufen. Dass ich niemanden vor mir sah, irritierte mich nicht. Erst als Angelika fragte, wann ich das letzte Mal eine Wegmarkierung – gelb-schwarzer Bändel – gesehen hätte, fiel uns auf, dass da was nicht stimmen konnte. Ich holte mein Navi aus dem Rucksack und tatsächlich, wir waren nicht mehr auf der Strecke.

Sofort rannten wir zurück und sahen dann auch bald den Abzweig, den wir verpasst hatten. Mist! Etwa 1,2 Kilometer zu viel gelaufen und knapp neun Minuten verloren. Jetzt aber los, sonst würden wir schon an der ersten Verpflegung bei km 17,7 das Zeitlimit überschreiten. Zum Fotografieren hatte ich jetzt keine Zeit mehr. Es ging auf ordentlichen Wegen sechs Kilometer abwärts, dann im Wechsel auf und ab.

Das Ende vom Lied war, dass wir das Zeitlimit um vier Minuten verpassten. Man machte aber keinerlei Anstalten uns aus dem Rennen zu nehmen. Da es an diesem VP lediglich Wasser gab, rannten wir weiter.

 

 
© trailrunning.de 5 Bilder

 

Für die neun Kilometer bis zur nächsten VP bei Kilometer 27 sollten eigentlich die vorgegebenen 1,5 Stunden reichen. Wie das aber so bei Trailläufen ist, die Kilometerangaben sind nie ganz genau, einen ganzen Kilometer später kam der VP. Aber wir hatten aufgeholt und kamen ganz knapp in der Zeit an.

Jetzt galt es, Energie aufzunehmen, bei dem bescheidenen Angebot gar nicht so einfach. Ein paar Nüsse, ein weiches Toastbrot, einen Becher Cola und ein paar Stückchen Schokolade war alles und keine fünf Minuten später waren wir wieder auf der Strecke. Da mussten eben meine Riegel das fehlende Angebot ausgleichen.

 

 
© trailrunning.de 6 Bilder

 

Für die kommenden 16 Kilometer hatte man drei Stunden Zeit. Bis auf den Aufstieg nach dem Start waren die Wege bislang ordentlich bis gut zu laufen. Sollte sich das nicht dramatisch ändern, müssten wir jetzt einen Vorsprung herauslaufen können. Auch hatte der Nieselregen schon vor einigen Kilometern aufgehört und der Untergrund war trocken.

Immer wieder kamen uns Radler auf ihren Mountain Bikes entgegen oder überholten.  und bald bemerkten wir auch einen ganz diskreten „Schatten“. Da wir die Letzten waren, folgte uns der Besenradler, ganz zurückhaltend immer mehrere hundert Meter hinter uns, sehr angenehm!

Der sandige Weg war prima zu laufen, auch wenn immer wieder mal ein Bach quer über die Straße lief und ich auf den Steinquadern balancieren musste, um keine nassen Füße zu bekommen. Angelika vertraute auf ihre GoreTex-Schuhe und watete durch.

Neben dem ständigen Auf und Ab waren das aber die einzigen „Schikanen“ und tatsächlich, beim VP 3 bei Kilometer 43 kamen wir 15 Minuten vor dem Limit an. Leider aber war auch an diesem VP das Angebot sehr überschaubar und die Mannschaft schon müde. Man sah ihnen an, dass sie froh waren, endlich Schluss machen zu können.

Ich hatte hierher einen Beutel transportieren lassen. Lediglich die Riegel und Gels holte ich heraus, zum Umziehen hatten wir keine Zeit.

 

 
© trailrunning.de 10 Bilder

 

Jetzt würde es zeitlich eng werden. Für die 23 Kilometer bis zum nächsten Limit hatte man drei Stunden Zeit, mit unserem kargen Puffer von jetzt noch 7 Minuten war das schon eine Herausforderung.

Bald nach dem VP liefen wir durch ein Tor, bewacht von vier Soldaten. Eine Zeitmessmatte registrierte unseren Eintritt in das Militärgelände. Unterwegs kamen uns auf den anspruchsvollen Wegen auch ein paar geländegängige Fahrzeuge entgegen, die mit Freude durch den Matsch fuhren. Zwar mussten wir einigen schlammigen Passagen ausweichen, aber insgesamt waren die Wege schon in Ordnung. Eine halbe Stunde später verließen wir das Gelände. Wieder postierten hier vier Soldaten und wiesen uns lässig den Weiterweg.

Es folgte eine herrliche Strecke, auf sandigen Wegen zwischen Pinien und Kieferwäldchen. In der Ferne war jetzt immer wieder unser Ziel zu sehen, die vier Türme und hinter uns, immer noch sehr diskret, der Besenradler.

Der nächste VP bei km 53 war erreicht. Zum Glück gab es hier kein Zeitlimit. Trotzdem beeilten wir uns beim Essen und wollten uns schnell wieder auf den Weg machen. Was aber war jetzt los?

Ein Mann, der zuvor noch mit unserem Radler gesprochen hatte, hielt uns auf und redete auf Spanisch auf uns ein. Das einzige was ich verstand war, dass wir zu langsam seien und er uns daher nicht weiter laufen lassen wollte. Zum Glück fand sich ein Spanier, der etwas Englisch konnte. Bis wir dann aber mit Radebrechen erklärt hatten, dass wir auf jeden Fall weiter wollen, verstrichen wertvolle Minuten.
Widerwillig ließ man uns endlich ziehen, drohte aber damit, dass die Wegmarkierungen entfernt würden. Ich verwies auf mein Navi und los ging es. Gute sechs Minuten hat uns diese unnötige Sache aufgehalten.

 

 
© trailrunning.de 11 Bilder

 

An Fotografieren war jetzt natürlich nicht mehr zu denken, also keine Bilder mehr! Nach wenigen Kilometern kam ein Radler von hinten, fragte wie es uns ginge und erklärte, dass er uns jetzt begleiten würde. Sehr netter Mann, gutes Englisch, ihm konnte ich unser Missgeschick vom Anfang berichten und dass wir fest entschlossen seien, den Lauf zu beenden. Er zweifelte aber ein wenig, dass wir das Limit an der nächsten Station einhalten könnten.

Plötzlich sahen wir vor uns einen Läufer. Wir liefen auf und überholten. Bald waren weitere drei Läufer vor uns zu sehen. Hurra! Endlich, nach 60 einsamen Kilometern hatten wir das Ende des Feldes erreicht!

Die Dämmerung brach an, wir holten unsere Stirnlampen heraus. Fortan kamen wir etwas langsamer voran. Die Bändel, die den Weg markierten, hatten jetzt unten einen reflektierenden Punkt und waren in der Regel gut zu sehen. Zur Sicherheit hielt ich aber mein Navi in der Hand und hatte so jederzeit die Rückmeldung über den Weg. Einige sehr steile, glücklicherweise aber kurze Anstiege waren noch zu bewältigen, auf denen ich merkte, dass ich jetzt am Limit lief. Ich hätte mehr essen sollen, was aber der Zeitdruck nicht zugelassen hatte.

Zum Glück ging es jetzt leicht abwärts bis zum VP (km 64,2). Dort lenkte man uns über die Zeitnahmematte und wir strebten dem Verpflegungstisch zu. Gottseidank, das Limit nur um vier Minuten überschritten!

Stopp! Mit ausgebreiteten Armen hielt uns ein Streckenposten auf. Lauf beendet, Startnummen her! Proteste nützten bei dem nichts. Zornig riss ich unsere Startnummern ab und gab sie ihm. Wir würden aber weiter laufen erklärten wir ihm, was er großzügig erlaubte. Aber eigene Verantwortung, keine Wertung, keine Wegmarkierungen. Alles Blödsinn! Ich mache jede Wette, dass der vom vorigen Streckenposten informiert wurde, dass da zwei Querulanten kämen, bei denen er ganz genau auf das Limit achten solle.

Was mit den drei, vier anderen Läufern, auf die wir aufgelaufen waren, geschah, sahen wir nicht. Wütend und enttäuscht liefen wir weiter. Die knapp 16 Kilometer bis ins Ziel würden wir schaffen, hatten wir doch dafür noch 2:50h Zeit. Angelika gab die Parole aus: „Beeilen und einholen!“ Nach kurzer Verpflegung rannten wir also weiter.

Bald kam der Besenradler von hinten, bewunderte uns, dass wir nicht aufgaben und erklärte mit Bedauern, dass er jetzt nach vorne müsse und den offiziell Letzten begleiten. Bald aber hatten wir diesen Letzten und den Radler wieder überholt und sahen die Zwei bis zum Schluss nicht mehr.

Den Randbereich von Madrid hatten wir längst erreicht. Es ging immer noch auf ganz schmalen Wegen zwischen niedrigen Büschen hindurch. Ziemlich anspruchsvoll diese letzten Kilometer. Auch als wir endgültig die Häuser erreicht hatten, ging es ständig rauf und runter, zuerst noch auf schmalen Pfaden, dann auf Gehwegen.

Am Schluss wurde es zwar etwas zäh, schneller konnten wir aber nicht mehr. Die Türme rückten näher und zehn Minuten vor dem Zeitlimit liefen wir durch das Ziel und bekamen auch eine Medaille umgehängt. Aber ohne Startnummer auch keine Zeitnahme.

Fünf Minuten nach uns kam unser Besenradler mit dem vermeintlich letzten Läufer. Wir gratulierten ihm, bedankten uns beim Radler, aßen unsere Suppe und machten uns auf den Fußweg zum Hotel.

Da hielt uns ein Mann auf und erklärte, dass wir in  die Wertung kämen, da wir in der Zeit im Ziel angekommen seien. Freude, Dank, Glück!

Was soll ich sagen? Immer noch meine ich, dass dieser Lauf einfacher als der in Paris ist. Die Wege sind beinahe durchgängig besser, die Steigungen deutlich kürzer und der Lauf hat weniger Höhenmeter. Auch ist der Untergrund besser, zwar abschnittsweise immer wieder anspruchsvoll, aber trotzdem gut machbar. Auch ist das Klima in Madrid um diese Zeit moderater, ein solches Extrem wie dieses Jahr in Paris ist hier wohl nicht zu erwarten. Einzig irritiert mich in meinem Urteil der Umstand, dass wir das Zeitlimit, obwohl 30 Minuten länger, beinahe voll ausschöpfen mussten. Das Alter?

Trotz Hetze aber war es ein schöner Lauf in abwechslungsreicher Landschaft.

 


 
Zurück zur Übersicht
 
 
 
 
 

Kontakt

Trailrunning.de
Klaus Duwe
Buchenweg 49
76532 Baden-Baden

07221 65485

07221 801621

office@trailrunning.de