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30.05.15 - Special Event

Trail Vallees du Chevalier

Wegen eines Knorpelschadens in meinem linken Knie hat mir mein Orthopäde zu kürzen Laufstrecken geraten. Nach Möglichkeit sollte ich überhaupt keinen Marathon bzw. Ultra mehr laufen. Somit beginnt für mich die Suche nach attraktiven, kürzeren Trails in der näheren Umgebung. Fündig werde ich häufig bei unserem belgischen Nachbarn. In 2013 hatte ich schon an zwei sehr schönen und schweren Trails in den Ardennen und im Hohen Venn teilgenommen (siehe meine Berichte).

Am Samstag, den 30. Mai fahren Marita und ich in die Nähe von Namur. Dort bietet der Veranstalter Running Club Namur zwei spektakuläre Trails über 17 und 32 Km an, die ich mir sogar auf You Tube ansehen kann. Da steht für mich fest, am 32 Km Trail mit 1000 HöM teilzunehmen. Start und Ziel befindet sich neben dem Sportplatz des kleinen Ortes. 333 Läufer wollen hier und heute an den zwei Strecken teilnehmen. Leider bin ich mal wieder der einzige Teilnehmer aus Deutschland.

 
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Um 11 Uhr gehen 146 Trailer auf die 32 Km Strecke. Die Läufer des 17 Km Laufes werden 15 Minuten später auf die Reise geschickt. Als erstes müssen wir eine kleine Dorfrunde laufen. Nach Verlassen des Ortes geht es entlang von Feldern bergab zu einem kleinen Bach im Wald. Auf einem Singletrail führt der Pfad durch einen sattgrünen Wald mit herrlichen Wildstauden zu einer Kuhweide mit wilden Kühen. Hier bin ich bereits wieder Letzter, aber immer auf Tuchfühlung zu zwei weiteren Läufern.

Wir verlassen den Wald und es geht auf breiten Feldwegen und Wiesentrails weiter und wieder in den Ort hinein. Nachdem die letzten Häuser passiert sind, geht es  nur noch im ständigen Auf und Ab im Wald weiter. Mittlerweile habe ich zu Yves aufgeschlossen und wir sind zusammen unterwegs. Ich verstehe ihn nicht und er mich nicht. Trotzdem bilden wir ein gutes Team, in dem er als Fotomotiv herhalten muss. Mal laufe ich vorneweg, mal er. Leider ist sein grünes Shirt im wunderschön grünen Wald eher Tarnung als ein Farbklecks.

Die Trails wechseln von breit auf schmal und umgekehrt. Immer wenn wir mal wieder eine Talsohle erreichen, ist der folgende Aufstieg steil, heftig und lang. Meistens können wir an diesen Aufstiegen noch stramm marschieren. Ab und zu treffen wir auf Streckenposten. Dann steht die erste Bachquerung an. Ich kenne sie bereits vom Film her. Über einen schmalen Baumstamm mit Seilsicherung kommen wir trockenen Fußes drüber. Auf der anderen Seite kann ich an einem Marienschrein noch ein schnelles Stoßgebet gen Himmel schicken, denn es geht wieder kräftig bergan.

 
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Oben am Scheitel ist dann die Streckenteilung. Hier sagt meine innere Stimme: Nimm den Rest der 17 Km Strecke und quäle dich nicht mehr. Der Streckenposten deutete mir aber an, dass auf dem 32 Km Trail gleich die Passage in den Steilklippen über der Maas, die ja in Belgien Meuse heißt, beginnen würde. Natürlich will ich das erleben und aufs Foto bannen, deswegen bin ich ja hier.

Zuerst geht es aber wieder bergab zu einem Chateau. Hinter dem Chateau beginnt dann mein Herz heftiger zu schlagen. Hier in den Felswänden kann man sich nur noch mit Hilfe von Seilen, die von Baum zu Baum gespannt sind, nach oben, bzw. wieder nach unten hangeln. Yves muss wieder als Fotomodell herhalten. Nach der ersten Kletterpartie hat man dann oben auf einem Plateau einen schönen Ausblick auf die Maas und dem Dorf am gegenüberliegenden Hang.

Die folgende Felspassage zeigt dann wieder steil nach unten. Langsam komme ich mir vor wie Luis Trenker. Abseilen ist angesagt. Unten erwarten uns herrliche Singletrails und der nächste Felsaufstieg. Eine kurze Passage am steilen Hang ist sogar mit Fangnetzen gesichert. Ein freundlicher Steckenposten hält das für mich auf einem Foto fest. Wieder geht es hinunter zur Maas. Endlich erreichen wir den letzten spektakulären Aufstieg im Fels. Fortan geht es am steilen Hang entlang. Yves ist mir mittlerweile etwas enteilt, da ich ab und zu mit Wadenkrämpfen zu kämpfen habe. Aber ich hole ihn wieder ein.

 
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Kaum hat man sich auf den Höhen etwas regeneriert, ist sofort wieder höchste Konzentration erforderlich. Oft kommt man auf den steilen Abwärtspassagen nur mit Hilfe von Bäumen voran, an denen man sich festhalten kann. Dann weist uns ein Schild in einen Dschungel und Canyon. Sattgrüne Vegetation und ein Traum von Singletrail begeistern Yves und mich.

 
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Kaum haben wir den Canyon verlassen, erreichen wir eine kleine Weinanbaupazelle, zu der auch ein Kuhstall gehört. Im Kuhstall ist eine unbemannte Wasserstelle eingerichtet. Auf einem Misthaufen hat man Erdbeeren entsorgt, deren besten Stücke Yves und ich genüsslich verzehren. Hinter dem Kuhstall erreichen wir eine Treppenpassage hinauf zu einem Steinbruch, dann sind wir wieder im Wald und es geht heftig bergan. Die Streckenmarkierung ist exzellent. Das muss auch sein, denn manchmal kann man den Verlauf des Trail kaum erkennen. Am äußeren Rand des Steinbruches müssen gilt es, einen Sandhügel zu erklimmen. Dann ist erst Mal Schluss mit Wald. Stattdessen führt uns die Strecke etliche Km entlang von Felder und Stacheldraht zur einzigen VS mit köstlichen Erdbeeren. Hier verliere ich Yves, der sich an den diesmal erntefrischen Erdbeeren wohl sattessen will.

Auf den letzten 9 Km bin ich nun alleine unterwegs. Es geht über Felder und entlang von Hecken mit hüfthohem Gras. Erneut im Wald, erreiche ich wieder eine Felspassage, die ich aber nicht erklettern muss (Glück gehabt). Es geht durch einen Canyon mir herrlicher Vegetation und umgestürzten Bäumen. Dann bin ich plötzlich an einem Bach, den ich ebenfalls vom Film her kenne. Diesmal gibt es keinen Steg, bis zu einem kleinen Tunnel geht es durch kaltes Wasser, was meiner arg geschundenen Beinmuskulatur ungemein gut tut.

 
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Wieder trockenen Boden unter den Füßen erreiche ich das verfallene Kloster „Notre-Dame du Vivier“. Im Kreuzganges werde ich von dem angeblich letzten Kreuzritter, einer Nonne und einem Mönch empfangen. Ich probiere etliche Klosterliköre und mache mich auf die letzten 2 Km. Es geht durch den schönen Klostergarten und einem kleinen Friedhof. Ich kann nur noch stramm marschieren, da es ständig bergan geht. Am Sportplatz empfängt mich Marita mit einem köstlichen belgischen Bier (Leffes), dass noch heute nach alten Klosterrezepten gebraut wird. Nach einer ebenso köstlichen Pasta hole ich mir mein Finishershirt und wir machen uns auf den Heimweg. Übrigens, Yves kam 12 Minuten nach mir ins Ziel und wurde damit Letzter.

Fazit: Hier hat der RC Namur einen spektakulären Trail auf die Läuferbeine gestellt und das gerademal für 10 Euro.  Belgiquetrail O La La.

Ich werde jetzt öfters bei unserem belgischen Nachbar laufen und verabschiede mich von den Alpenländern. Es war schön, dort zu laufen.   

 


 
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